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Von Michael Meyer: Von der Hochzeit zum Kanalsprint

In Potsdams Zentrum steigt am Samstag der Kanu-Sprint-Länderkampf Deutschland – Ungarn

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So wichtig ist der Potsdamer Kanalsprint: Am morgigen Freitag heiratet in Szeged die ungarische Spitzenpaddlerin Natasa Janic, und Ausnahme-Kanutin Katalin Kovacs, mit der sie in Peking Olympiasiegerin im Zweierkajak wurde, ist natürlich dabei, während das Gros der ungarischen Nationalmannschaft bereits nach Deutschland fliegt. Kovacs wird deshalb am Samstag extra mit einem Privatjet nach Berlin düsen, um pünktlich um 14.30 Uhr auf dem Potsdamer Stadtkanal gegen ihre langjährige Kontrahentin Katrin Wagner-Augustin das Auftaktrennen des 5. Kanalsprints zu bestreiten. Am Abend geht es dann gleich wieder zurück nach Szeged zur großen Hochzeitsfeier.

Der diesjährige Kanalsprint wird ein besonderer sein – ein Länderkampf Deutschland – Ungarn. Das Duell der beiden leistungsstärksten Kanu-Nationen der Welt in der Yorckstraße hat einen politischen Hintergrund: Heute vor 20 Jahren öffneten die Ungarn ihre Grenzanlagen nach Österreich, womit sie die politische Wende in Osteuropa ermöglichten. „Als mich Ungarns Botschafter Sándor Peisch vor einem Jahr fragte, ob wir zu diesem Jubiläum etwas machen könnten, fiel mir gleich der Kanalsprint ein“, erinnert sich Potsdams Kanu-Macher Jürgen Eschert. Der Organisationschef des Kanalsprints holte Ministerpräsident Matthias Platzeck ins Boot, „und er sagte gleich: Daraus machen wir eine große Geschichte und den Abschluss der Feierlichkeiten zum Mauerfall im Land“, so Eschert.

Gesagt, getan: Da der Stadtkanal, der sich derzeit mit Wasser füllt, mittlerweile ausgebaut wurde und dabei ein „Huckel“ verschwand, steht jetzt statt der bisherigen 170 Metern die offizielle 200-Meter- Sprintstrecke zur Verfügung. Die wird künftig olympisch sein, „was unsere Veranstaltung natürlich weiter aufwertet“, sagt Torsten Gutsche, Sportlicher Leiter des Kanalsprints, der eine internationale Vorreiterrolle hat. Kanuveranstaltungen im Zentrum statt am Rande einer Stadt sollen weltweit künftig einen größeren Stellenwert bei den Rennkanuten erhalten. Die Rennsportkommission der Internationalen Kanuföderation ICF wird von Freitag bis Sonntag in Potsdam tagen und dafür auch ihre Beobachtungen beim Ländervergleich – bei dem die gleiche italienische Startanlage wie bei den diesjährigen Europameisterschaften in Brandenburg eingesetzt wird – nutzen.

Der 5. Kanalsprint hat neben der neuen Streckenlänge noch weitere Neuheiten: Erstmals werden neben Einer- auch Zweier-Kajaks und -Canadier starten, und gefahren wird erstmals nach einem neue Modus. Bisher schied ein Paddler nach zwei Niederlagen gegen einen Kontrahenten aus, jetzt kämpft zunächst in einer Vorrunde in allen drei Einer-Disziplinen jeder Deutsche gegen jeden Ungarn. „Der Sieger bekommt dabei einen Punkt für seine Nation, und die Punktbesten jedes Landes bestreiten dann das große Finale, in dem der Gewinner noch einmal fünf Punkte erhält“, erklärt Gutsche. „In den drei anschließenden Zweier-Rennen bekommt das Siegerboot nochmal drei Punkte.“ So werde genau der Sieger für die offizielle Ehrung um 16.20 Uhr mit Flagge und Nationalhymne ermittelt werden können.

Im deutschen Team für den kommenden Samstag stehen mit Katrin Wagner-Augustin, Fanny Fischer, Ronald Rauhe, Tim Wieskötter und Sebastian Brendel auch fünf Asse des KC Potsdam. Fischer und Wieskötter werden dabei ausschließlich im Zweierkajak paddeln, Rauhe propellert im K1 und K2.

In Ungarns Team fehlen von den großen Namen nur die eingangs erwähnte Natasa Janic und Canadier-Olympiasieger Attila Vajda. Er weilt bei einer Hochzeit in Kanada, und von dort ist kein Extra-Flug Richtung Potsdam avisiert.

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