ORTSTERMIN: „Von Kamel zu Kamel“
Sechs große Sägeblätter, die sich über einem mit Stahlketten gefesselten jungen Mann drehen. Etwas später wird ein großes weißes Tuch vor die Szenerie gezogen, nur die Sägeblätter sind noch zu sehen, wie sie langsam auf die Umrisse des sich windenden Gefesselten zudrehen.
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Sechs große Sägeblätter, die sich über einem mit Stahlketten gefesselten jungen Mann drehen. Etwas später wird ein großes weißes Tuch vor die Szenerie gezogen, nur die Sägeblätter sind noch zu sehen, wie sie langsam auf die Umrisse des sich windenden Gefesselten zudrehen.
Plötzlich ertönen Sirenen, Feuerfontänen krachen, Alarmstimmung. Es sind Momente wie dieser, die mehr als 2000 Zuschauer in der bis auf den letzten Platz besetzten Babelsberger Metropolishalle am Freitagabend in ihren Bann gezogen haben: Zum Auftritt der Ehrlich Brothers, die aktuell zu den angesagtesten Stars der Show-Zauberei gehören. Mehrere Riesentrucks für die Technik stehen vor der Halle, 40 Crewmitglieder wirken im Hintergrund.
Vor allem abwechslungsreich ist der rund zweistündige Auftritt der 37 und 34 Jahre alten Brüder Andreas und Chris Ehrlich aus dem ostwestfälischen Bünde. Da werden Geldscheine im Zeitlupentempo verwandelt – jeder Zuschauer kann auf großen Leinwänden neben der Bühne verfolgen, wie aus zehn Euro plötzlich 50 Euro werden. Oder die Täuschungskünstler – so sehen sich die Brüder selbst – biegen für ein Seniorenpaar massive Eisenbahnschienen in Herzform, als Zeichen für ihre lange währende Liebe.
Im Dauerlauf führen die Entertainer durch ihr Programm, begleitet von bekannten Rock- und Pop-Melodien, dazu spaßen sie charmant mit dem Publikum: „Potsdam ist anders.“ Eine Neunjährige darf auf die Bühne, einen Orangenkern in einen Blumentopf pflanzen. Und plötzlich wächst daraus wie von Zauberhand ein Orangenbäumchen, welches das Mädchen natürlich mit nach Hause nehmen darf.
500 000 Besucher haben die aktuelle Show der Ostwestfalen inzwischen gesehen – die auch deswegen funktioniert, weil sich die Magier sehr gut auf ihre jeweiligen Auftrittsstätten vorbereiten. Bei einem Bauchrednertrick soll beispielsweise echte Gedankenübertragung mit einer Kamelpuppe geprobt werden – zunächst mit Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), wie die Illusionisten witzelnd vorschlagen: „Von Kamel zu Kamel.“ Dann entscheiden sie sich aber doch, mangels Jakobs, für eine junge Frau, die dann eine Stadt nennt, deren Name schon auf einer zuvor umgedrehten Tafel steht. Verblüffend.
Am Ende werben die Ehrlich Brothers noch für ihre kommende Rückkehr nach Potsdam: In knapp einem Jahr sind sie am 8. April wieder in der Metropolishalle. Versprochen wird dafür etwa eine fliegende Harley Davidson. Aber: Lädt Oberbürgermeister Jakobs die Jungs dann vielleicht sogar in sein Rathaus ein? Gegen Tricks, um störende Hotelgebäude verschwinden zu lassen oder Geld zu vermehren, hätte er sicher nichts einzuwenden.
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