Landeshauptstadt: Von Kronprinzen und Pferdehändlern
Ronny Pietzner verlässt das Krongut und geht nach Hamburg
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Ronny Pietzner verlässt das Krongut und geht nach Hamburg Von Sabine Schicketanz Innig war die Liebe zwischen Kronprinz Friedrich Wilhelm und seiner englischen Gemahlin Victoria. Und innig war auch der beiden Liebe zum Krongut Bornstedt. 1882 vermeldete der Hofberichterstatter: „Der künftige Kaiser bewirtschaftet hier sein Gut wie ein brandenburgischer Gutsbesitzer, und in hohen Stiefeln und einfachem grauen Anzug kann man den Prinzen häufig über sein Äcker reiten sehen.“ Die Kronprinzessin ihrerseits kümmerte sich um die Dorfschule, ließ sich von den Kindern etwas vorsingen „und singt wohl selbst einmal mit“. Ganz ähnlich wie einst mit Friedrich Wilhelm und Victoria verhält es sich mit dem heutigen Gutsherren, Friedhelm Schatz, und dem gastronomischen „Bewirtschafter“ Ronny Pietzner – sie beide lieben das Krongut. Dennoch trennen sich ihre Wege jetzt: Ronny Pietzner, der erst 26-jährige Spitzenkoch, verlässt Potsdam in Richtung Hamburg. In der Hansestadt wird er ab 2004 im Fünf-Sterne-Hotel „Elysée“ die Position des gastronomischen Direktors übernehmen. Ziemlich viele „schlaflose Nächte“ habe ihn diese Entscheidung gekostet, sagt Pietzner. Schließlich hat er die zweite Geburtsstunde des Kronguts, die Wiedereröffnung nach langer Sanierungszeit im Juni 2002 miterlebt, eine „aufregende Zeit“ und eine „riesige Aufgabe“. Eine Ehre sei es, sagt der gelernte Koch, der längst mehr als das ist, im Krongut zu arbeiten – „es hat Kraft und Nerven gekostet, aber es hat immer Spaß gemacht“. Dann warum nun der Abschied? Der neue Gutsgeschäftsführer, Hilmar Gathof, von Hause aus selbst ein Gastronom, hätte sich mit dem gastronomischen Leiter Pietzner nicht so gut verstanden, wie es notwendig sei, munkelten manche. Friedhelm Schatz meint dazu: „Leute auf einem hohen Niveau entwickeln ein bestimmtes Ego. Besonders bei Branchengleichheit ringen sie miteinander und prallen auch mal aufeinander.“ Dies sei aber „nicht ausschlaggebend“ gewesen für die jetzige Trennung – die ja auch nicht wirklich eine ist. Per „Pferdehändlervertrag“, wie auf einem Gutshof so üblich, hat man sich darauf geeinigt, Ronny Pietzner nicht ganz gehen zu lassen. Wenn er für besondere Aufgaben gebraucht wird, fährt er eben von Hamburg nach Potsdam – zum Krongut oder zum Babelsberger Filmpark, dessen Besitzer und Betreiber auch Friedhelm Schatz ist. Für den Gastronomie-Fachmann ist das sogar Grund zur Freude: „In Potsdam habe ich mir meine Sporen verdient, hier werde ich immer wieder kochen.“ Einen Ersatz für Pietzner wird es nicht geben. Seine Aufgabe übernimmt Gastronom und Gutschef Hilmar Gathof, „da sind wir ganz beruhigt“, sagt Friedhelm Schatz. Schließlich habe die Gastronomie ein „stabiles Niveau“ erreicht, die Mannschaft funktioniere. „Obwohl Ronny Pietzner natürlich ein Loch hinterlässt, das gefüllt werden muss“, so Gathof. Der Nationalmannschaftskoch, der zudem Dozent und Trainer an der renommierten US-Universität Johnson & Wales ist, begründet seinen Krongut-Abschied so: „Ich suche immer neue Herausforderungen.“ Allerdings hätte er nicht unbedingt das Angebot aus Hamburg bekommen, „wenn Sie, Herr Schatz, mir als damals noch 24-Jährigem nicht so viel Vertrauen entgegengebracht hätten“. Dass Ronny Pietzner seine Krongut-Liebe nicht vergisst, dafür sorgte Schatz mit einem symbolischen Abschiedsgeschenk – einem Bild mit den Porträts von Kronprinz Friedrich Wilhelm und seiner Victoria.
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