
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Von Meeresforschern und Müllmeeren
Im Kunstwerk in der Hermann-Elflein-Straße wird am heutigen Samstag die Schülerausstellung „Unterwasserwelten“ eröffnet. Zuvor gibt es Kindertheater
Stand:
Innenstadt - Es ist laut in dem kleinen Theaterraum. Einige Kinder hocken auf dem Boden und hören Regisseurin Stefanie Rüffer zu. Andere toben noch umher und flitzen zwischen bemalten Stoffbahnen hindurch, die von der Decke hängen. „Also ein bisschen Stille jetzt“, mahnt Rüffer. Die junge Frau möchte mit der Theaterprobe beginnen. „Wir brauchen den König, allein schaffen wir es nicht“, spricht die neunjährige Flore jetzt ihren Text und ist damit zugleich in die Rolle einer Meeresforscherin geschlüpft, die sie in dem Theaterstück spielen wird. Regisseurin Rüffer möchte nun, dass Flore etwas mehr Ausdruck in ihr Spiel legt: „Am besten jetzt noch mit Gefühl, mit Emotionen.“ Flore wiederholt ihren Satz und gleich wirkt das Ganze lebendiger.
„KopfüberKopfunter – Teil II“, so der Name des Theaterspiels, das am heutigen Samstag um 15 Uhr im Kunstwerk in der Hermann-Elflein-Straße 10 Premiere feiert. Es ist kein Werk der Weltliteratur, kein Stück, das vorher je auf irgendeiner Bühne aufgeführt wurde. Die Kinder der Gruppe Theaterfüchse vom Offenen Kunstverein Potsdam haben sich das Stück gemeinsam mit Regisseurin Rüffer selbst ausgedacht. Den ersten Teil von KopfüberKopfunter gab es im vergangenen Herbst. Schon damals dabei: das Bühnenbild, das im Wesentlichen aus langen Stoffbahnen besteht, die von der Decke herunterhängen. Schüler der Potsdamer Rosa-Luxemburg-Schule haben die Stoffbahnen blau und grün bemalt. Die Farben stehen für das Meer und für eine Insel, auf der die Bewohner in Gefahr geraten sind.
Mit den ganz realen Gefahren für die Ozeane dieser Erde haben sich hingegen viele Luxemburg-Schüler in den vergangenen Wochen beschäftigt und im Kunstunterricht an der Ausstellung „Unterwasserwelten“ gearbeitet, die im Anschluss an die Aufführung des Theaterstücks am heutigen Samstag in den Räumen des Kunstwerks um 16 Uhr eröffnet wird. Die Grundschüler thematisieren in ihren Werken vom Schiffsverkehr bedrohte Wale ebenso wie die Überfischung der Meere oder auch die Unmengen an Plastikmüll, die mittlerweile in großen Strudeln auf den Ozeanen schwimmen. Überhaupt, der Müll taucht in den Arbeiten der Schüler immer wieder auf. Mal ist der Abfall nur gezeichnet, mal ist er selbst Bestandteil einer Installation. So steht als Blickfang mitten im Zentrum des ersten Ausstellungsraums der „Leuchtturm im Müllmeer“. Ein Turm, wie man ihn von malerischen Küstenlandschaften her kennt, doch ganz und gar wenig malerisch erscheint die Umgebung, in der er steht. Rings um ihn – über und unter einer großen Folie – Plastikabfall des Alltags: Joghurtbecher, Getränkekartons, Einkaufstüten und anderer langlebiger Müll unserer Zivilisation. Der Turm selbst besteht zum größten Teil aus zerschnittenen Möbelkartons, wie Kunstlehrerin Kerstin Gruner berichtet.
Doch nicht nur Umweltprobleme verbinden die Schüler mit dem Begriff Unterwasserwelten, auch modellierte Meerestiere finden sich in der Ausstellung. Etwa ein grauer Hammerhai, der in einem Ausstellungsraum von der Decke hängt. Ungefähr sechs Wochen habe es gedauert, bis der bemalte, aus Papier, Kleister und Draht bestehende Fisch im Kunstunterricht fertig war, berichtet der elfjährige Johannes. „Mit dem Draht, das war keine einfache Sache, weil das immer in die Finger gepiekst hat“, erzählt der Fünftklässler. Holger Catenhusen
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: