Von Michael Meyer: Von Potsdam zur „Mare Nostrum“-Tour
Deutsches Schwimm-Nationalteam beendete Trainingslager im Luftschiffhafen und startet nun in Barcelona
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Aus 8 Grad am Potsdamer Morgen in 24 Grad Wärme am Mittag in Barcelona: Die deutsche Schwimm-Nationalmannschaft beendete gestern früh ihr viertägiges Trainingslager im Potsdamer Luftschiffhafen und flog zu ihrem ersten Wettkampf innerhalb der „Mare Nostrum“-Tour in die katalanische Hauptstadt. Mit Trainer Jörg Hoffmann und seinen beiden Schützlingen Jaana Ehmcke und Felix Wolf gehörten auch drei Potsdamer zum 23-köpfigen Team, das mit einer Boeing 737 um 9.15 Uhr vom Flughafen Tegel abhob.
„Wir hatten hier in Potsdam ausgezeichnete Bedingungen“, sagte Schwimm-Bundestrainer Dirk Lange vor dem Abflug den PNN. „Der Olympiastützpunkt bietet hervorragende Möglichkeiten und kurze Wege, im Kongresshotel waren wir gut aufgehoben.“ Der 46-Jährige schätzt die Arbeitsbedingungen an der Havel seit langem, war schon 2002 zur Vorbereitung der damaligen Europameisterschaften hier und bezog auch im Januar 2006 als damaliger Cheftrainer Südafrikas mit seinen Schützlingen für einige Wochen Quartier in Potsdam, das inzwischen – dank Ex-Weltmeister Hoffmann – Langstrecken-Bundesstützpunkt des Deutschen Schwimm-Verbandes ist.
Die derzeitige Vorbereitung der deutschen Schwimmstars ist auf die nationalen Titelkämpfe vom 24. bis 28. Juni in Berlin ausgerichtet, wo es um die Tickets zu den Weltmeisterschaften ab 26. Juli im Foro Italico in Rom gehen wird. „Wir wollen den Athleten bereits jetzt eine gewisse Wettkampfhärte geben, damit sie sich später international durchsetzen können“, erläuterte Lange. „Wobei Härte nicht nur heißt, viel zu schwimmen, sondern auch, in einem Klassefeld zu bestehen.“ Nachdem im Mai in einem Höhentrainingslager in der spanischen Sierra Nevada die Verbesserung des Ausdauerniveaus im Vordergrund stand, hat Bundestrainer Lange jetzt vor allem die „Ausprägung der Wettkampfgeschwindigkeiten und Wettkampfhärte“ im Blick. Dafür reist das Team nach den Rennen an diesem Wochenende in Barcelona weiter zu den weiteren Mare-Nostrum-Tour-Stationen im französischen Canet (10./11. Juni) und in Monaco (13./14. 6.), ehe die Schwimmer in ihre Heimatvereine zurückkehren. „Auf der Tour müssen sich die Athleten schon mal der europäischen Spitze stellen“, erklärte Lange und kündigte an: „Wir werden die Rennen aus dem Training heraus bestreiten, werden auch vormittags und abends üben. Wir treten jetzt also keine reine Wettkampfreise an, sondern absolvieren Training unter Wettkampfbedingungen.“
Mit Ausnahme der Potsdamer. Jörg Hoffmann wird mit Jaana Ehmcke und Felix Wolf sowie Clemens Rapp aus Bad Saulgau und Yannick Lebherz aus Darmstadt nach den Rennen in Barcelona erneut in die Sierra Nevada reisen, um sie in 2300 Metern Höhe zwei Wochen lang weiter auf die Deutschen Meisterschaften vorzubereiten. Wobei in Berlin die Potsdamer Hoffnungen vorrangig auf Wolf ruhen werden, der jetzt jeweils 50, 100 und 200 Meter Rücken und Freistil schwimmen wird. „Ich trainiere schon eine ganze Weile härter“, erläuterte der 20-Jährige, „denn mein Heimtrainer bevorzugt das amerikanische Modell. Früher bin ich längere Strecken im ruhigen Pulsbereich geschwommen, jetzt trainiere ich mehr kurze Strecken mit Zeiten wie im Wettkampf.“ In Barcelona hoffe er, über 200 Meter Rücken und Freistil ins Finale zu kommen. Über diese Strecken rechnet er sich auch am ehesten ein WM-Ticket aus.
Kleinere Brötchen backt derzeit Jaana Ehmcke. Nach überstandenem Pfeifferschem Drüsenfieber trainiert die Olympia-25. über 800 Meter Freistil von Peking erst wieder seit Mitte April. „Ich versuche, mich kopfmäßig nicht zu sehr davon beeinflussen zu lassen“, berichtete die 22-Jährige, die jetzt in Spanien zahlreiche Rennen über kürzere Strecken absolvieren wird. „Das werden jetzt meine ersten Wettkämpfe seit einem halben Jahr und es ist Zeit, mal zu gucken, wie mein momentaner Leistungsstand ist.“
„Jörg Hoffmann hat sie mit seiner ganzen Erfahrung wieder in Schwung gebracht, ihr erstes Training sah gar nicht so schlecht aus“, sagte Dirk Lange über die Potsdamerin. „Jetzt muss sich Jaana auch mal im Wettkampf zeigen, wobei man noch keine zu hohe Erwartungen an sie haben sollte.“
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