
© A. Klaer
Von Peer Straube: Von Rittern, Kanonen und Traktoren
Bernd Herold hat den dritten Teil der Bornimer Geschichte(n) verfasst. Es geht vor allem um Landwirtschaft
Stand:
Bornim - Ein deutscher Ritter brachte die Überraschung. Theodericus de Bornem, ein adeliger Haudegen, dessen Geschlecht aus dem nördlichen Harzvorland stammte, war im 13. Jahrhundert gen Osten gezogen. Er und seine blaublütige Sippe waren es wohl, die dem Dorf Bornim ihren Namen gaben. Mindestens eine Kirche muss es da schon gegeben haben – denn am 28. September 1286 wurde Bornim zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Markgrafen Otto V., der Ältere, und Otto VI., der Jüngere, überließen an diesem Tag verbrieft das Patronat über das Bornimer Gotteshaus dem Benediktinerinnen-Kloster Sankt Marien in Spandau.
So tief wollte Bernd Herold eigentlich gar nicht graben. Doch als der pensionierte Diplom-Ingenieur für technische Physik sich Anfang 2010 bereit erklärte, den dritten Teil der „Bornimer Geschichte(n)“ zu verfassen, wusste er auch noch nicht, wie umfangreich die Aufgabe sein würde. Der erste Teil hatte sich der Schulentwicklung im Ortsteil gewidmet, der zweite dem kurfürstlichen Lustschloss. Der dritte sollte den „Landschaftlichen Fortschritt in Bornim“ nachzeichnen – der Bürgerverein wollte sich damit ein Geschenk zu seinem 20-jährigen Bestehen machen, das im Januar gefeiert wurde. Dank Herolds Recherchen kann beim traditionellen Bürgerfest im Herbst nun ein weiteres Jubiläum gefeiert werden – der 725. Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung.
Ein Jahr lang hat sich Herold durch die Akten gewühlt, Bücher gewälzt, im Internet recherchiert. Wertvolle Dienste habe der „Codex diplomaticus Brandenburgensis“ geliefert, eine 41 Bände umfassende Chronik aller über die Mark überlieferten Urkunden und Verzeichnisse, die Adolph Friedrich Riedel zwischen 1838 und 1869 zusammengetragen hat. Dort stieß Herold auch auf das in Vergessenheit geratene Datum der Erwähnung Bornims.
Als Ortschronist will sich der 67-Jährige nicht verstanden wissen. „Aber die Arbeit hat wirklich Spaß gemacht.“ Ehemalige Kollegen aus dem Leibniz-Institut für Agrartechnik halfen mit Material aus, ebenso die Mitglieder des Bürgervereins. Obwohl sich die fast 100-seitige Broschüre hauptsächlich auf die Landwirtschaft in Bornim konzentriert, streift Herold darin auch immer wieder weniger bekannte Aspekte. Gestaunt hat er, wie lange der Ortsteil auch für militärische Manöver herhalten musste. Für Friedrich II. etwa mussten die Bornimer Berge die „Böhmischen Gebirge“ doubeln. Noch nachdem die Kriege hinter ihm lagen, ergötzte sich der Alte Fritz hier offenbar gern an Truppenaufmärschen und Reiterspielchen der Kavallerie.
Mit Friedrich Wilhelm IV. verstummte der Kanonendonner und die Romantik hielt Einzug. Peter Joseph Lenné entwarf die Pläne für die Feldflur, dessen pittoreskes Zentrum das Gut Bornim wurde – gebaut von Ludwig Persius im italienischen Stil. Nach dem Ende der Monarchie wurde dieses Gut Zentrum des landwirtschaftlichen Fortschritts in Bornim. Es wurde 1927 zum Versuchsgut umfunktioniert und Forschungsarbeit geleistet, um die Erträge zu steigern und Kosten zu senken. Fast zeitgleich wurde von der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin- Dahlem in Bornim ein sogenanntes Schlepperprüffeld aufgebaut, das erste in Deutschland. Es diente der Erprobung neuer Traktoren und ihre Eignung für verschiedene Bodenarten. Entwickelt wurden Verfahren, die zum Teil bis heute Standard in der Branche sind.
Ein großer Teil der Broschüre widmet sich dem Aufbau des DDR-Instituts für Landtechnik nach dem Zweiten Weltkrieg und dessen weiterer Geschichte bis zum heutigen Leibniz-Institut für Agrartechnik.
Inzwischen arbeitet Herold mit anderen Autoren bereits an einem vierten Teil der „Bornimer Geschichte(n)“. Darin soll es unter anderem um die bäuerliche Landwirtschaft, die Mühlenbetriebe und die Seidenraupenzucht gehen. Wann die Broschüre erscheint, ist noch unklar, weil es noch keine Finanzierung gibt. Für den Druck der 500 Exemplare des aktuellen Heftes ist der Bürgerverein in Vorleistung gegangen. Herold hofft, dass sich die Kosten durch den Verkauf in absehbarer Zeit wieder einspielen. Freunde und Ex-Kollegen helfen fleißig mit. „100 Broschüren“, sagt Herold, „sind schon weg“.
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