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Landeshauptstadt: Von Stacheln und Dornen

Botanischer Garten der Universität Potsdam eröffnet heute neues Kakteenhaus

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„Nun fühlt man sich im Kakteenhaus nicht mehr wie auf dem Exerzierplatz“ sagte Michael Burkart gestern. Der wissenschaftliche Leiter des Botanischen Gartens freut sich, dass mit dem Neubau des Gewächshauses die rechtwinkeligen Wege verschwunden sind. Statt dessen führt jetzt ein geschwungener, organischer Rundgang durch das Trockenpflanzenhaus in der Maulbeerallee. Ab heute Abend ist das Kakteenhaus wieder für Besucher geöffnet.

Seit Juni 2006 war das Schaugewächshaus der Universität Potsdam zuvor wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Die 295 000 Euro teuren Arbeiten wurden notwendig, da in dem 1973 errichteten Haus die Lüftung kaum mehr funktionierte. Als sich während der Renovierungsmaßnahmen herausstellte, dass das „gesamte Gebäude marode“ war, habe man sich, so Burkart, zum Neubau entschieden. Einige Pflanzen, wie etwa die 30 Zentimeter im Jahr wachsenden Mexikanischen Säulenkakteen, seien zudem bereits an das Dach des alten Gewächshauses gestoßen. Daher habe man das neue Haus mit etwa sechs Metern auch 70 Zentimeter höher gebaut als den Vorgänger.

In dem Neubau sind die Gewächse aus Amerika, Afrika, Australien und Madagaskar nun auf knapp 200 Quadratmetern nach ihrer Herkunft auf vier verschiedene Beete aufgeteilt. Dabei handele es sich nur bei den Pflanzen aus Amerika um Kakteen im botanischen Sinn, erläutert der promovierte Biologe. Die restlichen „Sukkulenten“, also wasserspeichernden Gewächse aus trockenen Regionen, seien mit den Kakteen oft nur entfernt verwandt, sehen ihnen aber zuweilen täuschend ähnlich. Zu ihnen zählen etwa die Aloen, die Wolfsmilchgewächse oder auch der vier Meter hohe und 100 Jahre alte Grasbaum, der den Eingang des Hauses dominiert und als einzige Pflanze während des Umbaus am Ort belassen wurde.

Viel kleiner als der Grasbaum, doch auch ein Blickfang, ist der 20 Zentimeter hohe Cephalocereus senilis. Der Kaktus aus Mexiko wird im Deutschen „Greisenhaupt“ genannt, da lange weiß- graue Haare seinen gesamten Stamm bedecken. Die Haare, erklärt Burkart, bilden die Pflanzen als Reaktion auf starke Sonnenstrahlung. Sie schützten vor Überhitzung, damit die Kakteen in den Wüstenregionen möglichst wenig Wasser durch Verdunstung verlieren. Seine „Stacheln“ verdecke das Greisenhaupt durch seine üppige Haarpracht trotzdem nicht, so Burkart. Denn Kakteen hätten – der botanischen Terminologie zufolge – keine „Stacheln“ sondern „Dornen“. Stacheln formten sich auf der äußeren Zellschicht einer Pflanze, wie dies etwa bei Rosen der Fall sei. Die Dornen der Kakteen hingegen seien mutierte Blätter, die die Wüstenpflanzen vermutlich zum Schutz vor durstigen Tieren gebildet hätten. Anders als in der Umgangssprache gebräuchlich, haben Kakteen also immer „Dornen“, Rosen dagegen stets „Stacheln“, sagte der Leiter des Botanischen Gartens.

Der Botanische Garten der Universität Potsdam befindet sich in der Maulbeerallee 2 und ist täglich von 9.30 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 2 Euro, ermäßigt 1 Euro. Heute von 18 bis 20 Uhr werden das Kakteenhauses und die Fotoausstellung „Insekten im Botanischen Garten“ zu besonderer „Nachtöffnungszeit mit Bewirtung“ eröffnet. Am Sonntag, dem 4. März, führt die Gärtnerin Christiane Benthin ab 14.30 Uhr durch das Kakteenhaus.

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