
© Jan Kuppert
Sport: „Von Titeln reden wir eher weniger“
Turbine-Käpitänin Stefanie Draws über die Ziele für die Saison und die Sprache in dem Mulitkulti-Team
Stand:
Mit welchen Zielen geht Turbine ins zweite Halbjahr?
Wir wollen natürlich in der Bundesliga den ersten oder zweiten Platz erreichen. Die Ausgangslage für die Rückrunde ist mit den drei Punkten Rückstand ganz okay. Es ist noch alles offen, weil wir ja gegen alle Mannschaften noch spielen. In der Champions League müssen wir im Viertelfinale erst einmal die Italienerinnen von Torres Calcio schlagen. Aber wir wollen dann schon über das Halbfinale bis ins Finale kommen.
Sie halten Titel für realistisch?
Von Titeln reden wir eher weniger, wir schauen von Spiel zu Spiel. Es ist immer erst mal schwierig, aus der Winterpause zu kommen und den Rhythmus wiederzufinden.
Turbine hat am vergangenen Dienstag gegen die Kreisliga-Männer der SG Saarmund 3:3 gespielt, das Wochenende zuvor 2:0 gegen die Potsdamer Kickers gewonnen, immerhin ein Landesklasse-Team, vielleicht nicht in der besten Form. Was sagt das über die Form von Turbine aus?
Gegen Männer zu spielen ist immer noch etwas ganz anderes. Die Spiele sind viel körperbetonter und auch vom Tempo her geht es dort viel schneller zur Sache. Für uns sind solche Spiele vor dem Bundesligaauftakt wichtig, damit man an seine Grenzen und auch darüber hinaus geht. Dabei sind die Ergebnisse gar nicht unbedingt so wichtig. Wir hatten uns verschiedene Schwerpunkte gesetzt, an denen wir arbeiten wollten, und ich glaube, dass uns das schon besser gelungen ist als in den Spielen zuvor.
Welche Punkte waren das?
Beispielsweise als Mannschaft kompakter zu stehen und schneller in die Grundordnung kommen. Auch im Defensivverhalten war noch einiges zu verbessern. Im Spielaufbau haben wir uns intensiver mit langen Bällen beschäftigt, sodass wir eine gute Mischung zwischen kurzen und langen Bällen finden wollen. Ich glaube, das war ganz okay.
Welche Spielweise bevorzugen Sie denn?
Das Kurzpassspiel. Ich denke, dass wir auch die Typen dafür haben. In unserem ersten Testspiel der Winterpause gegen Brondby haben wir das gut umgesetzt. Wir haben mit Julia Simic oder Lia Wälti im Mittelfeld Spielerinnen, die ballsicher sind und Ideen haben. Andererseits haben wir auch schnelle Stürmerinnen, die mit Bällen hinter die Abwehr für eine Menge Gefahr sorgen können. Daher ist es eher schwierig zu sagen, wir können oder wollen nur das eine oder nur das andere spielen.
Haben Sie mitgezählt, wie viele Trainingseinheiten die Mannschaft in der Rückrundenvorbereitung hatte?
Nee (lacht), ich weiß gar nicht, ob man da noch mitzählen kann. Es war eigentlich okay. Wir haben im Trainingslager in Lindow mit vielen Einheiten in drei Tagen intensiv angefangen. Danach hatten wir unseren normalen Rhythmus, den wir auch haben, wenn die Liga läuft. Das sind acht Einheiten in der Woche. Nur in der einen Ferienwoche im Februar haben wir dreimal am Tag trainiert.
Ist der Körper schon im Wettkampfmodus? Signalisiert er, dass es am Sonntag gegen Bayern München losgehen kann?
Die Vorbereitung hat sich ziemlich lange hingezogen, und wir hatten schon den einen oder anderen Punkt, an dem wir durchgehangen haben. Aber jetzt überwiegt die Vorfreude, dass die Bundesliga endlich wieder losgeht. Schließlich trainiert man ja, um dann auch zu spielen. Deshalb sind wir sehr motiviert und freuen uns einfach auf das Spiel in München.
Worauf können sich denn die Münchnerinnen am Sonntag nicht freuen?
Ich hoffe, dass wir im Spiel umsetzen, was wir uns vorgenommen haben. Wir wollen versuchen, früh unser Pressingspiel durchzusetzen, den Gegner unter Druck zu setzen und gar nicht ins Spiel kommen zu lassen. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft auftreten und unser Spiel durchbringen, um dann am besten mit drei Punkten wieder nach Hause zu fahren.
Turbine ist international besetzt, jetzt ist noch Torhüterin Gudbjörg Gunnarsdottir aus Island dazugekommen. Wie funktioniert die Verständigung auf dem Platz, wie ist die Spielersprache?
Das ist unterschiedlich. Ich versuche, wenn ich zum Beispiel Maren Mjelde neben mir habe, auf Englisch zu kommunizieren. Ansonsten reden wir schon hauptsächlich Deutsch miteinander, zumal die internationalen Spielerinnen ja alle Deutsch lernen und auch zur Sprachschule gehen. Auf dem Platz haben wir nur kurze Kommandos, die wir geben und die auch alle Spielerinnen verstehen.
Sie sind seit 2006 bei Turbine. Wie häufig haben Sie schon Ihren Spitznamen Ulla erklärt – und was erzählen Sie dann?
Ich weiß nicht mehr, wie oft ich die Geschichte schon erzählt habe. Am Anfang ziemlich oft, inzwischen nur noch, wenn jemand neu bei uns dazukommt und danach fragt. In meiner Jugendzeit, als ich noch mit der Landesauswahl Mecklenburg-Vorpommerns unterwegs war, gab es den Namen Stefanie ziemlich oft. Weil das mit der Kommunikation dann schwierig war, hat jeder einen Spitznamen verpasst bekommen. Meiner war Ulla, und seitdem nennen mich alle nur noch so. Ich habe den Namen dann sozusagen auch mit zu Turbine genommen. Es gibt heute fast keinen mehr, der mich mit meinem normalen Namen anspricht.
Was war noch im Angebot?
Eine hieß Uschi – tatsächlich – oder Mausi.
Das Gespräch führten Ingmar Höfgen und Peter Könnicke
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