Kommentar über den Ansturm auf das Barberini: Von wegen
Einige Kommentatoren äußerten ihr Unbehagen im Zuge der Eröffnung des Barberinis nach dem Motto: Wer zahlt, bestimmt das Stadtbild. Auf das Barberini trifft das allerdings nicht unbedingt zu, meint PNN-Autor Henri Kramer.
Stand:
Potsdam - Die Landeshauptstadt hat eine Abstimmung mit den Füßen erlebt. Trotz nicht gerade angenehmen Wetters standen am Samstag Tausende Potsdamer für Stunden in einer Warteschlange vor dem Museum Barberini, um einen ersten Blick hineinwerfen zu können. Es zeigt sich: Die großen Erwartungen an das Interesse an dem Haus dürften sich erfüllen. Allerdings: Ganz ungeteilt ist die Freude nicht. Einige Kommentatoren haben im Zuge der Eröffnung ein gewisses Unbehagen artikuliert – nach dem Motto: Wer zahlt, bestimmt das Stadtbild, welches in der Tat immer mehr an das historische Potsdam vor der Bombennacht im April 1945 erinnern soll.
Doch diese Betrachtung von außen übersieht vor allem, dass jeweils Mehrheiten der gewählten Stadtverordneten seit 1990 die Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte vorangetrieben haben. Und übersehen wird die Vorgeschichte: dass Hasso Plattner ein modern gebautes Kunstmuseum für Potsdam erst auf einem geschleiften Hotel Mercure errichten wollte, aber dann auf Stimmung vieler, aber längst nicht aller Potsdamer einging, den 17-Geschosser doch zu erhalten. Erst danach ließ er sich darauf ein, sein Museum im Barberini zu errichten – was schon damals als barocker Leitbau längst von den Stadtverordneten auserkoren war, nur eben zunächst als Hotel entstehen sollte. Von wegen also, wer zahlt bestimmt – bestimmt hat er vor allem die hohe Qualität der Rekonstruktion und den Inhalt. Und dies ist nun zu Recht mit einem Besucheransturm honoriert worden.
Und was meinen Sie? Schreiben Sie uns an leserpost@pnn.de!
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: