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Grillmeister. Scharfenberg (l.) und Jakobs bei der Suppenküche.

© K. Simpson

Landeshauptstadt: Von wegen Wahlversprechen

Jann Jakobs (SPD) und Hans-Jürgen Scharfenberg (Linke) grillten gestern für die Gäste der Suppenküche

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Innenstadt - 50 Steaks, 50 Würste, zwei Grillmeister: Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und sein Dauerkonkurrent, der Linken-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, standen am Freitagmittag für die Gäste der Potsdamer Suppenküche hinter dem Grill. Allerdings nicht wirklich, wie vorab zu lesen war, um ein „Wahlversprechen“ einzulösen. Die Idee zum gemeinsamen Sommergrillen für die finanziell Schwächeren sei vielmehr bei der Weihnachtsfeier der Suppenküche entstanden. Bei dem Fest am Heiligabend sind Jakobs und Scharfenberg traditionell Gäste. Scharfenberg hatte schon in den Vorjahren mit dem Sommergrillen einen zweiten Suppenküchen-Termin etabliert, zu dem er nun auch den Oberbürgermeister überreden konnte.

Beim Fachsimpeln über Grilltechniken – Jakobs: „Mein Traum ist ja ein Kompressor.“ Scharfenberg: „Zwei Bögen Zeitungspapier angezündet, das reicht.“ –, Grillbeilagen – Jakobs: „Den Nudelsalat macht meine Frau.“ Scharfenberg: „Tomatensalat!“ – oder die Vorteile einer heimischen Fünfliter-Bier-Zapfanlage – Scharfenberg: „Man muss das Fass nicht an einem Abend austrinken.“ – wurden die Steaks servierfertig. Suppenküchen-Chef Friedhelm Loter und seine Helfer reichten dazu Kartoffel- und Tomatensalat.

Etwa 30 Mittagessen gebe die von der Volkssolidarität betriebene Suppenküche pro Tag aus, sagte Loter. Zusätzlich kämen täglich zwischen 15 und 20 weitere Besucher in die Einrichtung auf dem Gelände der Stadtverwaltung, die unter anderem auch eine Kleiderkammer und Waschräume vorhält. „Jetzt im Sommer ist die Verweildauer natürlich kürzer als im Winter, wenn es kalt ist“, so Loter.

Sorgen macht sich der Suppenküchenchef momentan um seinen Mitarbeiterstamm: Im August seien die beiden Ein-Euro-Stellen ausgelaufen, Hoffnung auf eine Anschluss-Finanzierung bestehe erst wieder ab September, erklärte Loter. „Ich mache jetzt erstmal ehrenamtlich weiter“, sagte Küchenhilfe Peter Müller, einer der beiden Betroffenen. Insgesamt arbeiten für die Suppenküche neben Loter vier Teilzeitkräfte sowie eine Ehrenamtlerin. Vorübergehende Unterstützung komme außerdem von Menschen, die hier Sozialstunden ableisten. Bedürftige können für 1,50 Euro, am Samstag für einen Euro eine warme Mittagsmahlzeit bekommen.

Für Suppenküchen-Gast Ingrid Pfand war die gestrige Grill-Aktion willkommene Abwechslung. „Ich finde das eigentlich ganz okay“, sagte die 70-Jährige. Fast jeden Tag komme sie in die Suppenküche – „weil man sonst so allein ist“, erklärt die Potsdamerin, die früher in der Großwäscherei im Industriegelände gearbeitet hat – und die heute neben der mickrigen Rente auch Grundsicherung bezieht. Ihr Wunsch an Oberbürgermeister Jann Jakobs: „Die ganze Bürokratie könnte sich ändern.“ Oft müsse sie lange auf Bescheide warten, Dokumente nachreichen, das Verfahren sei kompliziert.

Dagegen war der Job hinterm Grill für die beiden Politiker gestern vergleichsweise leicht. Scharfenberg: „Vor allem sieht man gleich, was man macht.“ Am Ende verabredete er mit Jakobs eine Wiederholung im kommenden Jahr.

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