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Landeshauptstadt: Von Werder durch die Stratosphäre bis nach Polen
Der Wetterballon des Urania Astroklubs ist gestartet – und gelandet. Jetzt haben die Schüler ihre eigenen Bilder von der Erdkrümmung
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Noch im September hatten sie Fallschirm-Testflüge im Hinterhof des Urania–Planetariums unternommen. Das hat sich gelohnt. Die spektakuläre Aktion Wetterballon des Astroklubs des Planetariums sei ein voller Erfolg gewesen, meldete jetzt Klubleiter Simon Plate. Der Student der Geoökologie hatte den Flug seit dem Sommer vorbereitet (PNN berichteten), allein ein Starttermin musste – in Abstimmung mit der Deutschen Flugsicherung – noch gefunden werden. Immerhin sollte der Heliumballon mit Kamera und Wettermessgeräten bis in die Stratosphäre vordringen. 30 Kilometer hoch sollte er aufsteigen, hofften die Schüler.
Jetzt wurden die Daten vom Flug am 20. Oktober ausgewertet. „Das ist recht zeitaufwändig und eine ziemliche Friggelei“, sagt Plate. Aber nun wissen sie, dass der Heliumballon es nicht ganz so hoch schaffte: Er ist schon in 21 327 Metern geplatzt. „Aber das macht nichts, alles andere hat funktioniert, vor allem haben wir ihn ja wiedergefunden, das war das Wichtigste“, so Plate. Nach dem Start bei Werder an jenem Sonntagmorgen um 9.45 Uhr reiste die Gruppe – acht Schüler, drei Eltern und Plate – in drei Autos dem Ballon hinterher. „Es gibt eine Software für Wetterballons, man gibt alle Daten ein, und der Landepunkt wird errechnet“, sagt Plate.
Aufgrund des starken Westwinds trieb der Ballon bis nach Polen, die Gruppe reiste mit, überquerte die Oder auf Höhe Frankfurt. Bereits außen auf der Schachtel mit den Messinstrumenten standen die Kontaktdaten vorsorglich auf Deutsch und Polnisch sowie der Hinweis, es handele sich um ein wissenschaftliches Experiment. Um 13 Uhr 30 erreichte die Astroforscher das erste Signal des Senders aus der gelandeten Box und alle waren überrascht: „Wir hatten uns auf alles vorbereitet für die Bergungsaktion: Baumklettern, schwimmen gehen, stattdessen war der Fundort mitten in einer Stadt“, sagt Simon Plate. Auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums von Gorzów Wielkopolski, etwa eine Stunde hinter der Grenze, fanden sie die Überreste ihres kleinen roten Fallschirms und des Ballons. Aber kein Päckchen mit den wichtigen Messinstrumenten. Sie fragten in der Nachbarschaft, fanden aber nichts und waren bereits auf der Heimfahrt, als sie angerufen wurden: Eine Familie hatte die Box gefunden. Was für ein Glück! Ein Beweisfoto zeigt die Großfamilie und den ganzen Potsdamer Astroklub im polnischen Wohnzimmer.
Besonders erfreut sind die Schüler, dass die Kamera so gut funktioniert hat. Die spektakulären Bilder zeigen, wie schnell der Ballon aufsteigt, ziemlich bald ist auch eine Erdkrümmung erkennbar. In 13 000 Meter Höhe, so hoch wie ein Passagierflugzeug fliegt, misst der Temperaturfühler -44 Grad Celsius. Weiter oben wird es wieder wärmer, weil die Ozonschicht die UV-Strahlung absorbiert, erklärt Plate. In 21000 Metern wurden nur noch -29 Grad gemessen.
Einige Schüler nutzen die Ergebnisse jetzt für Facharbeiten und Präsentationen im Physikunterricht. „Alle wollen einen weiteren Ballon starten“, sagt Plate, „weil es so herrlich aufregend war. Das machen wir bestimmt, aber vermutlich erst im Frühjahr.“ Dann vielleicht mit einer Life-Kamera, aber dazu braucht man eine Amateurfunkerlizenz. Vor allem aber mit etwas weniger Helium, damit der Ballon erst weiter oben platzt. Steffi Pyanoe
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