Landeshauptstadt: Vor dem nassen Tod bewahren
Bundeswehr und DLRG arbeiten bei der Wasserrettung enger zusammen
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Bundeswehr und DLRG arbeiten bei der Wasserrettung enger zusammen In Templiner See droht ein Mensch unterzugehen. Mit 75 Stundenkilometern rast ein Jetboot zu Hilfe. Männer in rotem Overall, unterstützt von Bundeswehrsoldaten, ziehen den Ertrinkenden aus dem Wasser. Das Spezialfahrzeug hat keine Schiffsschraube, die den Verunglückten verletzen könnte, dafür aber eine Schräge, die die Bergung erleichtert. Drei davon sind in der Wachstation Potsdam der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Potsdam, zwei in Glindow stationiert. Dazu kommt ein Boot für Tauchereinsätze. Gestern am Luftschiffhafen demonstrierten die Wasserretter ihr Können – aber nur in einer Übung. Sie war Abschluss der Unterzeichnung einer Vereinbarung über die engere Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und der DLRG im Land Brandenburg. Unterzeichner waren DLRG-Präsident Prof. Dr. Harold Wagner sowie die Kommandeure der Verteidigungsbezirkskommandos 84 Potsdam und 85 Frankfurt/Oder, Oberst Axel G. Loewe und Oberst Günther Seiche. Die Gesellschaft wird danach verstärkt Soldaten als Rettungsschwimmer ausbilden, die Bundeswehr ihre Schwimmhallen der DLRG kostenlos für Ausbildung und Training zur Verfügung stellen. Bei Katastrophen und Großeinsätzen wirken beide ohnehin bereits zusammen. Über die Soldaten hinaus, die den Rettungsschwimmerschein für ihre Dienstlaufbahn brauchen, sollten möglichst auch alle anderen diese Ausbildung absolvieren, erklärte Oberst Loewe. Bereits während der Dienstzeit sei es möglich, dass sie in der Lebensrettungsgesellschaft mitarbeiten. Prof. Wagner hofft, diese Soldaten nach der Rückkehr ins Zivilleben bei der Wasserrettung wiederzusehen. Dies sei notwendig, um die bei nur 2653 Kameraden liegende Mitgliederzahl in Brandenburg, dem gewässerreichsten Bundesland, entscheidend zu erhöhen. Etwa 40 000 würden gebraucht, um ein flächendeckendes Netz an Wachstationen aufzuziehen. Derzeit ist die Entwicklung eher rückläufig: Im Vorjahr musste die Wachstation Ferch wegen Personalmangels geschlossen werden. Die Retter arbeiten unentgeltlich und müssen im Einsatz sogar Verpflegung und Teile der persönlichen Ausrüstung selbst bezahlen. 2004 fuhren die Stationen in Potsdam und Glindow bisher 35 größere Einsätze. Überraschend stehen dabei nicht Ertrinkende, sondern „Haushaltsunfälle“ auf Booten im Vordergrund, vom Malheur in der Küche bis zum Kreislaufkollaps nach allzu ausgiebigem Sonnenbad. Dafür setzt die DLRG Rettungssanitäter ein, die sie ebenfalls selbst ausbildet. In ihren Rucksäcken führen sie alle für die Erste Hilfe notwendigen Hilfsmittel mit und im Boot Spezialtragen zur Bergung schwer Verunglückter. Medikamente dürfen sie nicht oder nur in lebensbedrohlichen Situationen nach Konsultation mit einem Notarzt verabreichen. E. Hohenstein
E. Hohenstein
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