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Abkehr. Das Verhältnis zwischen Katholiken und Juden ist abgekühlt.

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Homepage: Vor einer Zerreißprobe

Der Rektor des Potsdamer Abraham-Geiger-Kollegs Walter Homolka über die Beziehung zwischen dem Papst und der Jüdischen Gemeinschaft

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Aus Anlass des Papstbesuchs in Deutschland hat der Rektor des Potsdamer Abraham-Geiger-Kollegs, Rabbiner Walther Homolka, nachdenkliche Töne angeschlagen. In einer aktuellen Schrift der Konrad Adenauer Stiftung äußert er sich über die schwierige Beziehung der Katholischen Kirche zur Jüdischen Gemeinschaft. Nach der Annäherung zwischen Christen und Juden nach dem Holocaust, die vor allem auch durch Papst Johannes Paul II. befördert wurde, würden heute Misstrauen und Verletzung das Verhältnis prägen. An der unerfreulichen Entwicklung habe auch Papst Benedikt XVI. einen Anteil.

„Benedikt XVI. wird wohl in die Kirchengeschichte eingehen als der Papst, der nach Jahrzehnten der Annäherung immer wieder auch auf den fundamentalen Unterschied und ,Bruch’ zwischen Christen und Juden zu sprechen kommt“, schreibt Homolka. Nicht nur in seinen beiden „Jesus“-Bänden sei diese Tendenz spürbar. Benedikt XVI. versuche, seinen „realen“ Jesus aus der Vielgestaltigkeit des damaligen Judentums herauszulösen. Vor allem auch durch die Neufassung der Karfreitagsfürbitte von 2008 stünden die Beziehungen zwischen Katholiken und Juden heute vor einer Zerreißprobe wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Auch die Bemühungen um die antijüdisch geprägte Piusbruderschaft und dem Holocaustleugner Bischof Richard Williamson hätten zu dem eingetrübten Verhältnis beigetragen.

Zwar plädiere Benedikt XVI. für eine Haltung des Respekts, der Hochschätzung und der Liebe gegenüber dem jüdischen Volk als Teil des Heilsplans Gottes. Er sagt, dass man sich als Brüder verstehen und Brücken der Freundschaft bauen sollte. „Für solche Brücken ist es aber nicht genug, wenn Christen sich lediglich auf ihre jüdischen Wurzeln aus biblischer Zeit berufen“, stellt Homolka fest. „Denn Dialog verlangt Zeitgenossenschaft, das heißt das Gespräch zwischen heutigen Christen und heutigen Juden.“ Für Homolka habe Benedikt XVI. in seiner bisherigen Amtszeit aber vielmehr deutlich gemacht, wie zäh die theologischen Differenzen von Juden und Katholiken das Verhältnis auch weiterhin bestimmen würden. Homolka, dessen getaufte Mutter aus einer jüdischen Familie stammt, sieht den Faden allerdings nicht abgerissen. „Kennenlernen und Wertschätzung können der Ausgangspunkt für Zusammenarbeit sein“, so Homolka, der zur Rede des Papstes im Deutschen Bundestag eingeladen war. Jan Kixmüller

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