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Landeshauptstadt: Vorbote eines Innenstadt-Lapidariums

Schlösserstiftung zeigt 78 Großskulpturen in der Kleinen Orangerie am Neuen Palais

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Sanssouci - Aus sechs bis acht Fuß Höhe blicken die Flora von Heymüller, ein Herkules der Brüder Räntz oder eine Nymphe von Benckert auf die Besucher des neuen Skulpturenhauses, das die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten am Sonntag erstmals öffentlich zugänglich macht. 78 überlebensgroße Figuren und Puttengruppen, die die Fassaden des Neuen Palais oder die Kolonnaden schmückten, finden in der ehemaligen Kleinen Orangerie Platz, die 1763 bis 1769 für das größte Königsschloss im Park Sanssouci errichtet wurde.

Das Gebäude, das in den 1920er Jahren als Werkstatt eines Bildhauers und in der DDR-Zeit als Turnhalle für die Pädagogische Hochschule genutzt wurde, ist in den letzten Monaten durch die Bauabteilung der Stiftung für den neuen Zweck hergerichtet worden. Die Skulpturenwerkstatt bewerkstelligte den Umzug der tonnenschweren Figuren. Sie sind aus der Haupthalle am Schirrhof Lennéstraße hierher gebracht worden. Dadurch konnte dort die Dicht-an-Dicht Aufstellung aufgelockert werden. Das neue Skulpturenhaus, das gestern von Stiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh vorgestellt wurde, ist gleichzeitig die Vorstufe eines Lapidariums, in dem wertvolle, am Bau inzwischen durch Kopien ersetzte Originale nicht nur sicher aufbewahrt, sondern auch zur Schau gestellt werden. Allerdings kann in der früheren Orangerie davon nur ein kleiner Teil gezeigt werden. Laut Dorgerloh strebt die Stiftung nach wie vor ein großes, repräsentatives Lapidarium in der Innenstadt an. Favorisiert wird dafür der Standort des ehemaligen Langen Stalls an der Garnisonkirche. Allerdings gehört das Grundstück nicht der Stiftung. Auf der Informationstafel des neuen Skulpturenhauses wird bereits dargestellt, wie das Großlapidarium aussehen könnte.

Über das neue Depot nördlich des Neuen Palais freut sich niemand mehr als Saskia Hüneke, die Kustodin für die Skulpturensammlung der Stiftung. Erstmals kommt sie richtig nah heran an die Bildwerke. Das ist für ihre Forschungen von großer Bedeutung. 45 Figuren tragen den Vermerk „Nicht zugeschrieben“. Ihre Schöpfer konnten noch nicht ermittelt werden. Nach den Potsdamer Ikonen barocker Bildhauerkunst wie den Brüdern Räntz, Benckert, Eckstein, den beiden Wohlers waren am Neuen Palais viele jüngere Künstler tätig, über die wenig bekannt ist.

Auch das Publikum kann nun die Skulpturen ganz aus der Nähe betrachten. Die Bildwerke sind nach ihrem einstigen Platz am Neuen Palais geordnet, so dass sich für die Besucher ein Rundgang ergibt. Für dieses stimmige Konzept sorgte Julia Moldenhawer von der Brandenburgischen Jugendbauhütte. Bis Ostern ist das Skulpturenhaus jeden Sonntag von 12 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet drei Euro. Danach sollen die Öffnungszeiten mit den Führungen auf der Schaubaustelle der Kolonnaden gekoppelt werden. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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