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Neu in Leverkusen und gleich Kapitänin. Die Ex-Potsdamerin Isabel Kerschowski will mit Bayer 04 endlich den ersten Saisonsieg. Morgen kommt Turbine zum Werksklub.

© Kuppert

Sport: Vorfreude aufs Wiedersehen

Isabel Kerschowski, die im Sommer von Turbine Potsdam nach Leverkusen wechselte, empfängt am Sonntag mit Bayer 04 ihren Ex-Verein und will mit ihrem neuen Klub endlich den ersten Saisonsieg

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Eigentlich fühlt sich Isabel Kerschowski wohl in Leverkusen. Eigentlich – denn zwei ihrer Wünsche blieben bislang unerfüllt. Zum einen möchte die Fußballerin nebenher gern wieder in ihrem erlernten Beruf als Tischlerin arbeiten, zum anderen will sie aber vor allem mit ihrem neuen Verein Bayer 04 endlich den ersten Sieg in dieser Erstliga-Saison. „Der Verein hilft mir bei der Suche nach einer Arbeitsstelle in meinem Beruf, den ich liebe. Übergangsweise werde ich jetzt im Fan-Shop von Bayer 04 anfangen, denn zu Hause fällt mir die Decke auf den Kopf. Für den sportlichen Erfolg müssen wir Spielerinnen selbst sorgen“, sagt die 24-Jährige, die im Sommer vom FFC Turbine Potsdam nach Leverkusen gewechselt war. Am morgigen Sonntag kommt nun Turbine ins Ulrich-Haberland-Stadion direkt neben der „BayArena“, wo Kerschowskis neue Mannschaft in der bisherigen Saison zunächst gegen den FCR Duisburg und den SC 07 Bad Neuenahr jeweils 1:1 spielte und anschließend gegen den USV Jena 1:2 verlor.

„Klar, Potsdam ist der Favorit, und wenn wir gegen den einen Punkt holen würden, wäre ich sicher zufrieden, obwohl wir die Unentschieden leid sind“, erklärt Isabel Kerschowski, deren Truppe als einziger Erstligist mit je vier Remis und Niederlagen noch ohne Saisonsieg ist und auf Tabellenplatz 11 steht. „Aber Turbine hat an der 3:4-Niederlage am Mittwochabend in der Champions League ebenso zu knabbern wie wir an unserem 0:7 am letzten Samstag beim VfL Wolfsburg. Nun muss man sehen, wie jede Mannschaft damit umgeht.“ Um Turbine ein Bein stellen zu zu können, müssten alle Spielerinnen von der 1 bis zur 11 an ihre Leistungsgrenze gehen und das taktisch umsetzen, was gefordert sei. „Wir müssen einfach konstant spielen“, so Kerschowski. Die derzeit größte Schwäche Bayers nämlich sei mangelnde Konzentration über 90 Minuten. „Taktisch und körperlich schaffen wir es allemal – noch nicht aber vom Kopf her“, meint die gebürtige Berlinerin, die in ihrer ersten Saison in Leverkusen gleich die Kapitänsbinde trägt. „Das hat mich schon überrascht. Unser neuer Trainer Thomas Obliers hat mich gefragt, ob ich mir das Amt zutrauen würde, und nach kurzer Bedenkzeit habe ich zugestimmt, denn die Mannschaft hier hat mir meinen Wechsel einfach gemacht. Ich muss nun auf dem Platz auch mal lautstark werden, und in diese Rolle wächst man von Spiel zu Spiel hinein“, so Kerschowski.

Auf dem Spielfeld agiert die 1,65 Meter große Mittelfeldspielerin, die wie zuvor bei Turbine die Rückennummer 7 trägt, meist auf der rechten Außenbahn – ebenfalls so wie in Potsdam, wo sie sieben Jahre unter Vertag stand. „Ich habe hier aber auch schon links und in der Abwehr gespielt. Ich spiele da, wo ich der Mannschaft helfen kann“, erzählt Isabel Kerschowski. Den Wechsel vom Deutschen Meister zum Werksklub, der in der vergangenen Saison nur durch den Rückzug des Hamburger SV dem Abstieg entging, habe sie nicht bereut. „Für mich war klar, dass ich mit Leverkusen nicht wie mit Potsdam um die Meisterschaft spiele, sondern gegen den Abstieg. Aber ich muss niemandem mehr etwas beweisen“, sagt sie. „Ich habe mit Turbine alles erreicht – war Champions-League-Siegerin, fünfmal Deutsche Meisterin und zweimal DFB-Pokalsiegerin. Ich bin dankbar für die schöne Zeit in Potsdam, habe hier in Leverkusen aber die Herausforderung, die ich gesucht habe. Ich will nun neue Erfahrungen sammeln und mich persönlich weiterentwickeln.“ Dass sie fünf Jahre nach ihrem bisher einzigen Länderspiel – dem WM-Qualifikationsspiel Wales – Deutschland (0:6) im Mai 2007 – von DFB-Trainerin Silvia Neid im September für die beiden EM-Qualifikationsspiele in Kasachstan und gegen die Türkei zur Nationalmannschaft eingeladen wurde, habe sie sehr überrascht. Und obwohl Kerschowski dann beide Länderspiele nur von der Tribüne aus verfolgen konnte, „war es schön, im Training noch mal das Nationaltrikot zu tragen“, sagt sie.

In Leverkusen will sich Isabel Kerschowski auch von ihrer eine Minute jüngeren Zwillingsschwester Monique, mit der sie 2005 vom BSC Marzahn in den Potsdamer Luftschiffhafen gewechselt war, emanzipieren. Im Fußball sei es nicht außergewöhnlich, dass sich Zwillinge trennen, meint Isabel Kerschowski – im Gegenteil. So blieb Julia Arnold in Jena, während Zwillingsschwester Sylvia im Sommer nach Freiburg wechselte. Auch die Banecki-Zwillinge gehen seit dieser Saison verschiedene Wege – Sylvie blieb bei Bayern München, Nicole stürmt jetzt für den FCR Duisburg. Und „Isy“ unterschrieb bei Bayer Leverkusen, während Monique Kerschowski noch bis Sommer 2013 bei Turbine unter Vertrag steht, verletzungsbedingt ihre Karriere aber beenden musste, eine erneute Operation am kaputten rechten Knie vor sich hat und in Blankenfelde-Mahlow, gleich neben Oma Edeltraud und Opa Wolfgang Binte wohnend, derzeit vom Krankengeld leben muss. Bei Monique feierte Isabel Kerschowski im Oktober mit den Eltern Britta und Ronald deren Silberhochzeit, wobei es auch ein Wiedersehen mit Bruder Daniel gab.

„Ansonsten ist es jetzt zu weit, um wie früher mal schnell zu Hause in Hellersdorf vorbeizugucken“, erzählt die Bayer-Kapitänin, die noch im engen telefonischen Kontakt vor allem mit Turbines Patricia Hanebeck, Jennifer Zietz und Aferdita Povorica steht. „Wir haben auch in dieser Woche miteinander gesprochen – über unsere Vorfreude, uns am Sonntag zu sehen“, so Isabel Kerschowski.

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