Landeshauptstadt: Vorn Unger, hinten Glas
An der Eckhaus-Ruine Spornstraße 6 beginnen die Bauarbeiten
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An der Eckhaus-Ruine Spornstraße 6 beginnen die Bauarbeiten Von Hella Dittfeld Innenstadt - Die Rettung der Ruine Ecke Sporn- und Lindenstraße kann beginnen. Nachdem die Nürnberger Terraplan Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH die Immobilie erworben hat, ist nun auch die Baugenehmigung erteilt. Ein Jahrzehnte währender Verfall ist damit beendet. Terraplan-Geschäftsführer Erik Rossnagel erklärte gegenüber den PNN, dass noch im November mit den Bauarbeiten begonnen wird. Das Dach soll möglichst bis Jahresende so weit abgedichtet sein, dass Nässe nicht weiter eindringen kann. Rossnagel bezeichnete die Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege als „hervorragend und kreativ“. Die Barock-Fassade im Straßenbereich wird wieder hergestellt, auf der Hofseite, wo das Haus ohnehin völlig zerstört ist, darf eine durchgängige Glasfassade errichtet werden. Trotz des ruinösen Zustandes wird das Treppenhaus in alter Form wieder aufgebaut. Es entstehen sechs Wohnungen unterschiedlicher Größe mit modernem Standard. Die Planung übernahm die Architektengesellschaft Soltkahn in Geltow. Das Ganze wird über eine Million Euro kosten und – darauf verweist Rossnagel mit Nachdruck – wäre ohne eine „nicht unwesentliche“ Förderung nicht zu machen. Diese Geldmittel für denkmalgeschützte Altbauten in Innenstädten dürfe die neue Bundesregierung bei allen Sparzwängen auf keinen Fall streichen, meint der Terraplan-Chef, der grundsätzlich mit ortsansässigen Firmen arbeite. Nicht nur, dass diese Mittel über die Beschäftigung von Handwerkern unmittelbar als Steuern zurückflössen – würden sie gestrichen, sei die Sanierung der Innenstädte infrage gestellt. Wie schwierig der Erhalt der innerstädtischen Denkmalsubstanz ist, zeigen auch in Potsdam noch immer marode Bauten zum Beispiel in der Charlotten- oder der Gutenbergstraße. Selbst über Zeiten günstiger Förderung hat die Ruine in der Spornstraße 6 eine nahezu unendliche Geschichte hinter sich. Das 1773 von Georg Christian Unger erbaute und 1865 noch einmal aufgestockte Haus verfiel bereits zu DDR-Zeiten in den 70er Jahren zusehends. Zur Wende nagten Regen und Sturm schon ungehindert an der Substanz. Anfang der 90er Jahre war dann kurzzeitig die Rede davon, es mit Bonner Spendenmitteln wieder aufzubauen. Was sich aber schnell als unrealistisch erwies. Schließlich erwarb es eine Grundstücksgemeinschaft, verwaltet von Dietrich Garski. 1997 sollte die Sanierung beginnen. Doch auch die Pläne, dort unter anderem vom Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk betreutes Wohnen für Mutter und Kind einzurichten, zerschlugen sich. Die denkmalschützerischen Auflagen machten laut Garski eine wirtschaftliche Umsetzung des Projektes unmöglich. Und so gammelte das Haus weiter vor sich hin. 2004 erließ die Denkmalpflege eine Sicherungsverfügung, um wenigstens noch etwas von dem Baudenkmal zu retten. Der kam Garski jedoch nur bedingt durch das Aufstellen eines Baugerüstes nach. Ansonsten geschah wenig. Nach mehreren Anläufen gelang es ihm endlich, das Haus Mitte 2005 an die Terraplan zu verkaufen. Erik Rossnagel und die Terraplan verschlug es nicht von ungefähr nach Potsdam. „Es sind mehr als nur wirtschaftliche Interessen, die mich immer wieder in diese schöne Stadt ziehen“, meint Erik Rossnagel. Sein Vater Volker sei gebürtiger Potsdamer, sozusagen mit Havelwasser in der Garnisonkirche getauft. Die Nürnberger Firma sanierte seit 1999 rund 20 Häuser unter anderem in Babelsberg und schloss durch Neubauten Lücken. Jüngstes Projekt sind die Häuser Yorckstraße 7/8 und auch den ehemaligen Post-Kindergarten hat sie zu Wohnungen umgebaut. Kein Wunder, dass Rossnagel die Wiedererrichtung des Stadtkanals am Herzen liegt. „Ich habe bereits mehrere Kanalpfeiler erworben“, meint der Potsdam-Liebhaber.
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