zum Hauptinhalt
Abgeschrieben. Margarita Mathiopoulos droht das Ende ihrer Honorarprofessur.

© dpa

Landeshauptstadt: Vorsätzliche Täuschung

Die Potsdamer Honorarprofessorin Margarita Mathiopoulos verliert wegen Plagiats ihre Doktorwürde

Stand:

Wegen bewusster Irreführung soll die Potsdamer Honorarprofessorin Margarita Mathiopoulos ihren Doktortitel abgeben. Das hat der Fakultätsrat an der Universität Bonn am Mittwoch beschlossen. Die Entscheidung wurde damit begründet, dass Mathiopoulos bezüglich der in ihrer Dissertation benutzten Quellen getäuscht habe. In zahlreichen Fällen seien aus anderen Arbeiten entlehnte Passagen gefunden worden, die nicht als wörtliche Übernahmen gekennzeichnet waren, teilte die Universität mit. In über 320 Stellen sei die Originalquelle systematisch nicht ordnungsgemäß zitiert worden. Die Anwälte von Mathiopoulos wollen gegen den Beschluss klagen. Sie sprachen von einem „unfairen und mit blindem Eifer geprägten Verfahren“.

Die Potsdamer Universität prüft nun den Entzug der Honorarprofessur der Politikwissenschaftlerin. Der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät werde sich auf seiner nächsten Sitzung mit dem Fall befassen, hieß es am Mittwoch. „Der Entzug des Doktortitels durch die Universität Bonn dokumentiert, dass die für eine Honorarprofessur vorausgesetzten ,hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen’ zu einem wesentlichen Teil nicht vorgelegen haben“, so der Dekan der Philosophischen Fakultät, Johann Ev. Hafner. Auch die TU Braunschweig will nach Entzug der Doktorwürde die dortige Honorarprofessur widerrufen.

Die Uni Bonn war zu dem Ergebnis gekommen, dass teilweise längere Passagen anderer Quellen mit nur geringen Abänderungen wörtlich abgeschrieben worden seien. Auch sei die Übernahme fremder Texte zusätzlich durch eine irreführende Zitierweise verschleiert worden. „Auf Grund der systematischen und breit angelegten Vorgehensweise steht aus der Sicht der entscheidenden Gremien fest, dass es sich nicht um bloße Versehen, sondern um vorsätzliche Täuschungen über die wissenschaftliche Urheberschaft handelt“, so die Uni Bonn.

Die Doktorarbeit der 55-jährigen Mathiopoulos mit dem Titel „Amerika: das Experiment des Fortschritts. Ein Vergleich des politischen Denkens in Europa und in den USA“ stammt aus den 80er Jahren. Sie war bereits Anfang der 90er Jahre in die Kritik geraten. Eine Überprüfung hatte damals zwar handwerkliche Mängel ergeben, aber keine Verfehlungen, die zur Aberkennung des Doktortitels geführt hätten. Der Promotionsausschuss der Philosophischen Fakultät der Uni Bonn hat nun festgestellt, dass die Entscheidung von 1991 aus heutiger Sicht objektiv rechtswidrig war und daher aufgehoben werden konnte. Den Anstoß für die erneute Überprüfung hatte die Internet-Plattform „VroniPlag“ gegeben. Mathiopoulos hatte bei dem renommierten Bonner Politologen Professor Karl Dietrich Bracher promoviert. Bei ihm wie auch bei ihrem damaligen Ehemann, dem CDU-Politiker Friedbert Pflüger, soll sie laut „VroniPlag“ abgeschrieben haben.

Margarita Mathiopoulos gibt am Historischen Institut der Uni Potsdam Lehrveranstaltungen, zuletzt über die Rolle Deutschlands bei der Finanz-, Banken- und Schuldenkrise. Sie kam im Februar 2002 als Honorarprofessorin für US-Außenpolitik und Internationale Sicherheitspolitik an das Historische Institut der Uni Potsdam. Ihre Tätigkeit ist laut Wissenschaftsministerium Brandenburg unentgeltlich. Aus der Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der CDU-Fraktion im Landtag geht hervor, dass Mathiopoulos seinerzeit vom Rektor der Hochschule – Wolfgang Loschelder – bestellt wurde. Die Landesregierung habe keine Anhaltspunkte, dass das Verfahren rechtlich fehlerhaft verlaufen sei, heißt es. Mathiopoulos, die seit 2002 die FDP berät, war Mitgründerin der European Advisory Group (EAG), die Sicherheitsberatung auch im militärischen Bereich anbietet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })