zum Hauptinhalt

PYAnissimo: Vorsicht: Eigenkompostierung

Mein Kollege hat ein Problem. Er hat zu früh den Müll rausgebracht.

Stand:

Mein Kollege hat ein Problem. Er hat zu früh den Müll rausgebracht. Und dabei ein Formular der Stadt weggeworfen (ob in den Papiermüll ist nicht bekannt), mit welchem er sich für die Biotonne anmelden sollte. Das Problem: Besagter Kollege und Grundstückseigentümer will gar keine Biotonne, weil er einen Komposthaufen hat. Muss er jetzt Strafe zahlen? Oder kann er sich mit einer Biomülltonnenverweigerungsumweltschutzausgleichsgebühr freikaufen und den privaten Kompost pflegen für Gartenerde und als Winterschlupfloch für Igel und Maus?

So eine Biotonne sei etwas ganz Hervorragendes, sagt eine Kollegin. Und wer nicht weiß, wie man diese Tonne vorschriftsmäßig befüllt, der kann sich auf der Internetseite der Stadt informieren: Tonne mit Zeitung auslegen (wir empfehlen die PNN, die ist größer), feuchte Abfälle in Papier einwickeln (Wer nur das E-Paper abonniert hat, ist hier klar im Nachteil). Wer detailliert wissen will, was rein gehört und was nicht, ob nur Kartoffelschalen mit Biosiegel oder auch Reste der schlechten Billigpizza und Hamsterkäfigeinstreu, der kann die Hotline der Abfallberatung der Stadt in Anspruch nehmen.

Die Landeshauptstadt schreibt: „Bereits im Juni 2013 fiel der Startschuss für das Pilotprojekt Biotonne“. Prompt flackerte die alte Fehde zwischen Mülltrennungsfetischisten und Müll-Anarchos wieder auf. Mein Nachbar ordnet sich hier ganz klar ein: Er sortiere seinen Müll alphabetisch, sagt er. Von A bis Z alles in eine Tonne. Weil unser sorgsam auseinandergefitzelter und in Tonnen aller Regenbogenfarben gesammelter Abfall sowieso in einer Müllverbrennungsanlage wieder zusammengerührt werde.

Möglicherweise wäre es einfacher, Müll zu vermeiden. Mein Drogeriemarkt hat schon die kleinen kostenfreien Plastiktütchen, die bisher an der Kasse hingen, abgeschafft. Wenn ich jetzt vermeiden will, dass mir das Shampoo die Handtasche versaut, weil sich der Deckel löst, erwerbe ich nun eine große Tüte – aber inklusive reinem Gewissen – für zehn Cent.

Müll vermeiden kann man auch im Büro. „Denken Sie an die Umwelt, bevor Sie diese Mail ausdrucken“, steht auf manchen Briefen. Ich denke manchmal: Es wäre großartig, wenn bereits beim Schreiben schon jemand an die Umwelt denken würde. Andererseits würde uns dann irgendwann das Schmierpapier fehlen. Wir nutzen nämlich auch die Rückseiten.

Mein Kollege hat sich übrigens ein zweites Formular zur Tonnenanmeldung schicken lassen. Und wird wohl einen „Antrag auf Eigenkompostierung (Bitte den beiliegenden Antrag ausfüllen!)“ stellen. Wir alle hoffen, dass er das unbeschadet übersteht ...

Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })