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Landeshauptstadt: Vorwürfe gegen Ärzte

Ehemann von Suizid-Opfer beschuldigt Klinikum: Keine nachträgliche Behandlung veranlasst

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Neue Entwicklung nach der Tragödie um den Suizid einer Potsdamer Mutter, die ihre dreijährige Tochter mit in den Tod riss: Via „Bild“-Zeitung hat der Ehemann von Beate J. nun heftige Vorwürfe gegen das Klinikum Ernst von Bergmann erhoben, in dessen psychiatrischer Klinik die 36 Jahre alte Frau wenige Wochen zuvor wegen chronischer Depressionen in Behandlung war. „Sie wurde entlassen, ohne für die nachträgliche Behandlung zu sorgen“, zitiert das Blatt den 38-Jährigen. Für eine geplante ambulante psychologische Behandlung habe ein Termin sehr lang gedauert, heißt es weiter. Er werde allerdings nicht gegen die Ärzte vorgehen, so der Ehemann.

Der Fall hatte für Entsetzen gesorgt. Vor einem Monat hatte sich die Frau mit ihrer Tochter in den Morgenstunden von einem Hochhaus im Wohngebiet am Schlaatz in den Tod gestürzt. Die Potsdamer Polizei hatte kurz darauf eingeräumt, dass sich die Mutter mit ihrem Kind schon am 1. August 2007 vom selben Haus möglicherweise in den Tod stürzen wollte. Beamte fanden sie dort per Handy-Ortung, hatten aber keine Kindesgefährdung gesehen – und so den Vorfall nicht an das Jugendamt der Stadt gemeldet.

Auch damals war Beate J. in die Psychiatrie des Klinikums zur Behandlung gekommen, von dort war ebenso keine Meldung an das Jugendamt ergangen. Erst beim zweiten Aufenthalt der Frau in der Psychiatrie wurde von dort am 2. April ein Bericht an das Jugendamt gesendet, wonach für das Kleinkind eine Gefahr bestehen könnte. Das Jugendamt selbst schickte daraufhin – der erste Suizidversuch war noch immer unbekannt – eine Sozialarbeiterin zu Beate J., die den Zustand von Beate J. nach einem zweistündigen Gespräch offenbar als stabil empfand.

Zu den Vorwürfen des Vaters sagte gestern Sozialbeigeordnete Elona Müller, dass das Klinikum und dessen Ärzte das „vollste Vertrauen der Stadt“ genießen würde. Das Klinikum äußerte sich trotz PNN-Anfrage nicht zu den Vorwürfen des Vaters. In der ersten Pressekonferenz zu dem Fall hatte allerdings Christian Kieser als Chefarzt der Psychiatrie gesagt, dass es nach der Entlassung von Beate J. keinen aktuellen Kenntnisstand mehr über die laufende Behandlung gegeben habe – und es in der Tat in Potsdam schwer sei, „wegen langer Wartezeiten“ einen Termin für eine Psychotherapie zu erhalten.Henri Kramer

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