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Potsdamer Stadtwerkefest: Wachsende Kritik an Drei-Tage-Spektakel

Auch wenn die Stadtwerke diesmal weniger Geld für Simple Minds, Paul Potts und Co. ausgeben - gute Stimmung will bei vielen Stadtpolitikern nicht aufkommen

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Drei Tage, viele Stars und Kosten in Höhe von rund 820 000 Euro: Das sind die Eckdaten für das diesjährige Stadtwerkefestival, das vom 1. bis zum 3. Juli im Neuen Lustgarten stattfinden wird. Details zum Programm hat Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen am Mittwochabend im Hauptausschuss des Stadtparlaments verkündet (PNN berichteten) – in nicht-öffentlicher Sitzung und ohne Ankündigung auf der Tagesordnung. Auftreten sollen die schottische Band „Simple Minds“ mit Sänger Jim Kerr, der Ex-„Bee Gee“ Robin Gibb, die 80er-Jahre-Ikone Kim Wilde, die Hamburger Rockgruppe „Selig“ und „City“. Mit einem weiteren Künstler werde verhandelt, ein anderer Name müsse noch geheim bleiben. Eröffnet werden soll das Spektakel mit einer Aufführung von Carl Orffs „Carmina Burana“, die von mehreren Orchestern und einem Chor aus 450 Sängern dargeboten wird. Dabei soll auch der britische Tenor Paul Potts auftreten. Offizielle Informationen zum Festival wollten die Stadtwerke gestern auf Nachfrage nicht geben.
Erstmals in der Geschichte des Festivals nannte Paffhausen im Hauptausschuss nach PNN-Informationen auch die konkreten Kosten: So zahlten die Stadtwerke aus ihrem Marketingbudget 157 000 Euro und damit halb so viel wie im Vorjahr. Rund 50 000 Euro trage das Catering-Unternehmen bei, den Rest – dies entspräche mehr als einer halben Million Euro – die Verbundnetz Gas AG (VNG) mit Sitz in Leipzig als Sponsor. Die VNG AG ist nach eigenen Angaben eine „international tätige Unternehmensgruppe“, die aus Norwegen, Russland und „anderen Quellen“ europäische Großkunden und Kommunen mit Erdgas versorge. Die Potsdamer Stadtwerke sind VNG-Kunde.

In der Stadtpolitik wird indes die Kritik an den Ausmaßen des Festes immer lauter. „Es kann nicht Aufgabe der Stadtwerke sein, Spitzenkünstler nach Potsdam zu holen“, schimpfte Wolfgang Cornelius, Fraktionschef der Potsdamer Demokraten. Zu behaupten, die VNG AG nehme die halbe Million an Sponsorengeldern für das Fest aus dem Marketingbudget, könne man „mir als Kaufmann nicht erzählen“, so Cornelius. „Die legen das auch wieder auf die Gaspreise um.“ Das Fest müsse „entscheidend heruntergefahren“ werden. FDP-Fraktionschefin Martina Engel-Fürstberger sagte, ein dreitägiges Fest sei „nicht angemessen“. Stattdessen hätte Paffhausen mit der VNG AG „lieber günstigere Gaspreise aushandeln sollen“, sagte sie. Auch Bürgerbündnis-Fraktionschefin Ute Bankwitz hält das Stadtwerkefest „nicht für das geeignete Instrument zur Kundenbindung“. Sie sähe es lieber, wenn Geld für „gute Angebote für langjährige Kunden“ ausgegeben würde.

Grünen-Fraktionschefin Saskia Hüneke wünscht sich auch eher eine „verträglichere Preispolitik“ und einen „deutlicheren Umstieg auf erneuerbare Energien“, ließ allerdings Verständnis durchblicken: Das Fest sei ein „sehr beliebtes Kulturevent“ und da kenne Potsdam „nun mal kein Mittelmaß“. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Mike Schubert, kritisierte vor allem die Länge des Festes. Von der von Paffhausen angekündigten Verkleinerung könne er „nichts erkennen“. Die Andere-Fraktionschef Sven Brödno forderte mehr Kostentransparenz. Für die Stadtwerke-Kunden müsse klar erkennbar sein, was sie davon auf ihrer Strom- oder Gasrechnung wiederfänden, verlangte Brödno. Zudem wünsche er sich eine Bürgerumfrage darüber, welche Künstler auftreten sollen. Bislang spiegele die Veranstaltung „vor allem den Musikgeschmack von Herrn Paffhausen“ wider.
Einzig Linke und CDU sehen das Fest durchweg positiv. Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sagte, die Ausgaben der Stadtwerke hätten sich fast halbiert, dafür werde „allen Potsdamern ein tolles Programm“ geboten: „Ich denke, das ist verhältnismäßig.“ Dieses Argument nannte auch CDU-Fraktionschef Michael Schröder. Zudem sei das Fest für die Stadt auch ein Wirtschaftsfaktor. Viele Gäste kämen von außerhalb, die hier auch Geld ausgäben.

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