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Landeshauptstadt: Wahl der Fast-Wähler

An neun Potsdamer Schulen finden zurzeit U18-Wahlen statt: Am Sonntag sollen ihre Ergebnisse veröffentlicht werden

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Für die Überlegung, was sie von der Stadtpolitik in den nächsten Jahren erwarten, benötigen Max Tischer und Jonas Schmidt nicht einmal eine Sekunde. „Der Lindenpark soll bleiben“, platzt es aus Jonas heraus. Und auch Max nickt: „Es muss wieder mehr Jugendkultur geben.“ Dazu wünscht er sich mehr Geld für soziale Projekte, weniger Staus. Gerade haben sich die beiden 17-jährigen Schüler an der U18-Wahl beteiligt, die seit vergangener Woche von den Organisatoren der „Ich wähle, weil“-Kampagne an neun Potsdamer Schulen veranstaltet wird. Die gestrige Station: Das Humboldt-Gymnasium in der Teltower Vorstadt.

Obwohl ihre Stimme für die eigentliche Kommunalwahl an diesem Sonntag wertlos ist, finden die Humboldt-Schüler Max und Jonas die Probewahl für Jugendliche unter 18 Jahren eine sinnvolle Sache. „Es gibt viele, die gar nicht wissen, was sie genau wählen sollen“, sagt Max. Zur leichteren Orientierung soll die „Ich wähle, weil“-Kampagne dienen: In Kurzform hängen die Programme der Parteien nebeneinander, gegliedert nach Themengebieten wie „Jugendkultur“ oder „Einstellung zum Neubau des Landtags“. Doch die Jugendlichen sollen sich auch beteiligen können: An einer Pinwand hängen Fragen, was den Schülern wie wichtig ist. Mit Punkten können sie jeweils darüber abstimmen. Die Ergebnisse sind eindeutig: Kaum einer spricht sich für mehr Polizeipräsenz, schärfere Videoüberwachung oder den Wiederaufbau der Garnisonkirche – aber sehr viele für ein kostenloses Schülerticket für Busse und Bahnen. Daneben können die Schüler Argumente für und gegen eine Senkung des Erstwähleralters sammeln, wobei die meisten Meinungen dagegen sprechen. Ein Quiz zur Kommunalpolitik und eine Wand mit den Partei-Gesichtern der Stadt gibt es dazu.

Und eine Kamera. Über die U18-Wahl wird ein Video gedreht, auf dem die Fast-Wahlberechtigten ihre Wünsche an die Politik hinterlassen können. „Den fertigen Film wollen wir der Stadtverordnetenversammlung zeigen“, sagt Clara Anders, eine der Organisatorinnen von „Ich wähle, weil“. Die 20-jährige Potsdamerin hat mit ihrem Gesicht die Erstwähler-Kampagne seit dem Frühjahr geprägt – und hat nun kurz vor der Wahl besonders viel zu tun: Am Sonntag sollen auch die Stimmzettel der U18-Wahl ausgezählt sein. Damit Max und Jonas nicht ganz umsonst abgestimmt haben. Henri Kramer

Die „Ich wähle, weil“-Kampagne endet morgen mit einem Wahlauftakt-Konzert. Dann treten ab 20 Uhr fünf Bands im Lindenpark in der Stahnsdorfer Straße auf: Face my Fears, Blare Village Experience, Another Taste of Chaos und Madstop. Der Eintritt ist frei.

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