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Streitfall Stromtrasse. Nach den Plänen von Edis soll die neue 110-Kilovolt-Freileitung auch über Marquardt verlaufen. Die Trasse ist rot markiert.

© Lutz Hannemann

Landeshauptstadt: Wahlkampf in Nahdistanz

Stromtrasse und Obstbau: CDU und SPD waren am Wochenende in Marquardt vor Ort und warben um Wählerstimmen. CDU-Kandidatin Reiche kritisierte den Baubeigeordneten Klipp für Verkehrschaos.

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Marquardt - Es war eine Art Wahlkampfduell vor dem Marquardter Landgasthof „Zum alten Krug“: Sowohl die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein als auch Katherina Reiche von der CDU, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, warben am Samstag auf der Marquardter Hauptstraße mit ihren nur wenige Meter voneinander entfernten Infoständen um die Gunst der Wähler. Hauptthema der beiden Bundestagsabgeordneten war dabei die noch immer nicht geklärte Frage, wo die momentan durch Golm und Marquardt verlaufende Hochspannungsleitung künftig entlanggeführt werden soll. Hintergrund der in den beiden Ortsteilen heiß diskutierten Problematik sind die Pläne des Stromnetzbetreibers Edis, die fast 80 Jahre alte Stromtrasse zu erneuern (PNN berichteten).

Während Reiche kritisierte, das Potsdamer Rathaus habe zunächst eine unhaltbare Rechtsansicht vertreten und daher erst viel zu spät eingesehen, dass sich die Stadt an den Kosten einer etwaigen Verlegung der Leitung beteiligen müsse, lobte Wicklein die ihrer Ansicht nach erfolgversprechenden Verhandlungen zwischen der Stadt und Edis bezüglich Marquardt. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir für Marquardt jetzt eine Lösung haben“, sagte die SPD-Politikerin. Sie bezog sich dabei auf die in offiziellen Gesprächen verhandelte Option, die Freileitung im Zuge der Erneuerung aus dem Ortsteil herauszunehmen und über die Obstplantage jenseits der Bahnlinie entlangzuführen. Weniger positiv äußerte sich Wicklein zur künftigen Trassenführung in Golm: „Da ist noch keine Lösung in Sicht.“ Hier müsse weiterverhandelt werden. Auch CDU-Politikerin Reiche sprach sich dafür aus, mögliche Varianten für Golm zu prüfen.

Reiche, die bei der bevorstehenden Bundestagswahl gegen Mandatsinhaberin Wicklein um das Potsdamer Direktmandat kämpft, griff am Samstag indes die Verkehrspolitik des Potsdamer Baubeigeordneten Matthias Klipp (Grüne) mit scharfen Worten an: „Das Chaos hat einen Namen“ – nämlich Klipp, erklärte Reiche. Die Stadt benötige dringend ein vernünftiges Baustellenmanagement. Die derzeitige Hitze, dazu das Verkehrschaos – es gehe momentan auf den Potsdamer Straßen nichts mehr. Der Verkehr sei inzwischen sogar zu einem Sicherheitsrisiko geworden, denn die Rettungsfahrzeuge könnten wegen des stockenden Verkehrs nicht immer die gesetzlich vorgeschriebenen Fahrzeiten bis zum Einsatzort einhalten, erklärte Reiche.

Einig waren sich Wicklein und Reiche am Samstag darin, dass für den ländlichen Norden Potsdams zu wenig getan werde. Wicklein sagte, das Land Brandenburg müsse sich insgesamt „mehr zum ländlichen Raum bekennen“. Der Obstanbau, wie er im Potsdamer Norden noch vorhanden sei, werde bedauerlicherweise finanziell immer weniger attraktiv. Und, so Wicklein, auch ein weiteres Thema aus dem Agrarbereich habe für sie einen hohen Stellenwert: Der Standort des Bundessortenamtes in Marquardt müsse auch nach dem Auszug des Amtes im Jahre 2015 für die Agrarforschung erhalten bleiben. Die Politikerin verwies auf ihre vor einiger Zeit gestartete Initiative, eine Nachnutzung durch das Bornimer Leibniz-Institut für Agrartechnik zu ermöglichen. Die Bornimer Forscher haben bereits ihr Interesse bekundet (PNN berichteten). Holger Catenhusen

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