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ATLAS: Wahlkampfblüten

Der Kommunalwahlkampf treibt zwei Monate vor dem Urnengang seltsame Blüten. Jüngstes Beispiel ist der neue CDU-Vorstoß zur Umverlegung der Golmer Stromtrasse.

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Der Kommunalwahlkampf treibt zwei Monate vor dem Urnengang seltsame Blüten. Jüngstes Beispiel ist der neue CDU-Vorstoß zur Umverlegung der Golmer Stromtrasse. In einem neuen Antrag für die Stadtverordnetenversammlung fordert die Union wortreich die Führung der Hochspannungsleitung durch den Ort zu verändern – dazu soll Oberbürgermeister Jann Jakobs mit dem Netzbetreiber Edis erneut verhandeln und erreichen, dass die Umverlegung den städtischen Haushalt nicht belastet. Das aber passt nicht zusammen: Denn Edis lehnt es nach bereits beendeten Gesprächen mit der Stadt strikt ab, die Kosten von 2,8 Millionen Euro für eine Erdverkabelung zu übernehmen. Warum also ein solcher Antrag, wenn doch längst alles ausverhandelt ist? Der Verdacht liegt nahe, dass die CDU einer Entscheidung zur Stromtrasse vor der Wahl aus dem Weg gehen will – sollte der Antrag angenommen werden, könnte die CDU Zeit gewinnen und müsste den Golmern wohl erst nach der Kommunalwahl sagen, ob der Union eine Umverlegung für das viele Geld zu teuer ist oder ob sie dies noch für vertretbar hält. Doch überspitzt muss man sich da fragen, wie weitere Verhandlungen mit Edis wohl aussehen könnten? Soll Jakobs mit finsterer Miene – wie weiland Marlon Brando in „Der Pate“ – in die Runde treten und mit tiefer Stimme einen der berühmtesten Sätze der Filgeschichte sagen: „Ich mache Ihnen ein Angebot, das Sie nicht ablehnen können“? Wohl kaum. Seltsame Wahlkampfblüten.

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