Landeshauptstadt: „Waldbesucher sind potenzielle Brandmelder“ Vorsicht beim Grillen: Hubertus Krüger, Leiter der Oberförsterei Potsdam, über die Waldbrandgefahr
Das Land Brandenburg hat die höchste Waldbrandwarnstufe IV ausgerufen. Was bedeutet das für den Wald und die Potsdamer Bürger?
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Das Land Brandenburg hat die höchste Waldbrandwarnstufe IV ausgerufen. Was bedeutet das für den Wald und die Potsdamer Bürger?
Aufgrund der hohen Waldbrandgefahr appellieren wir dringend an die Potsdamer Bürger, jetzt erst recht nicht im Wald zu rauchen und in geringerer Entfernung als 50 Meter vom Wald keine Feuer zu machen. Das gilt auch für das Grillen.
Waldbrände entstehen oft von Menschenhand?
Richtig, es ist direkt oder indirekt der Mensch, der Waldbrände verursacht. Oft sind es die Unachtsamkeiten wie die aus dem Auto geschnippte Zigarettenkippe, die zu Bränden führen. Der weggeworfene Boden einer Flasche kann schnell wie ein Brennglas wirken und den Waldboden entzünden. Selten können aber auch Blitze die Ursache sein. Der Funkenflug von Dampfloks fällt mittlerweile als Ursache weg, weil es keine Dampfloks mehr gibt. Auch die Heißläufer, festgefressene Bremsen bei Zügen, gibt es kaum noch. Wir von der Forstwirtschaft wünschen uns, dass die Sensibilität für die Gefahr von Waldbränden in der Bevölkerung nicht verloren geht.
Bedeutet die Waldbrandwarnstufe IV, dass der Potsdamer Wald jetzt nicht mehr betreten werden darf?
Nein, wir verbieten das Betreten des Potsdamer Waldes nicht. Ganz im Gegenteil: Jeder Waldbesucher ist ein potenzieller Brandmelder. Oft werden Brände im Anfangsstadium via 112 an die Feuerwehr gemeldet. Aus diesem Grund hatten wir kaum größere Brände in den letzten Jahren im Raum Potsdam.
Wann war der letzte Großbrand?
Einmal brannten zwei Hektar Wald in der Nähe von Caputh, aber das ist bestimmt schon sechs Jahre her.
Sie vertrauen nicht nur dem wachsamen Wanderer, sondern haben doch auch ein eigenes Waldbrandwarnsystem?
Ja, wir haben Türme, auf denen spezielle, hochleistungsfähige Kameras sitzen, die sich permanent im Kreis drehen und das Umfeld fotografieren. Erfasst werden diese Bilder in einer Rechnerstation in Bad Belzig. Dort werden die Bilder von Diensthabenden ausgewertet. Das Interessante ist: Die Kameras erkennen auch selbstständig Abnormalitäten wie eine Rauchwolke und richten sich dann einerseits auf diese aus und geben anderseits ein Extra-Warnsignal nach Bad Belzig. Die Mitarbeiter dort ziehen dann Schlussfolgerungen aus den eingehenden Informationen und alarmieren gegebenenfalls die Feuerwehr.
Gibt es jetzt besondere Verbote für die Bürger hinsichtlich der Nutzung des Waldes – ,Kein Befahren mit dem Auto’ oder so?
Das Befahren des Waldes ist immer verboten und nie erlaubt. Nein, besondere Verbote gibt es nicht. Die Waldbrandwarnstufe IV bedeutet vor allem für die Mitarbeiter der Feuerwehr und der Forstwirtschaft verlängerte Dienstzeiten. So ist die Auswertungszentrale in Bad Belzig jetzt bis 20 Uhr besetzt.
Nachts wird der Wald nicht überwacht?
Nicht von uns. Aber offenes Feuer wird nachts von den Anwohnern schnell erkannt und gemeldet. Gute Brandmelder sind übrigens Lokführer, die von ihren erhöhten Leitständen Brände leicht erkennen. So hat die Feuerwehr die Brände oft schon im Kleinststadium erwischt.
Sie sind zufrieden mit der Potsdamer Stadtfeuerwehr? Die sind auch schnell im Wald, wenn es notwendig ist?
Die sind tadellos. Das gilt übrigens auch für die Freiwilligen Feuerwehren der umliegenden Ortschaften.
Gehen die Förster bei hoher Hitze selbst noch gern in den Wald?
Wir versuchen, Außendiensttätigkeiten in den kühlen Morgenstunden zu erledigen. Bei der derzeitigen Mittagshitze ist es auch im Wald kaum auszuhalten.
Das Interview führte Guido Berg
Hubertus Krüger ist Leiter der Oberförsterei Potsdam mit Sitz in der Potsdamer Heinrich-Mann-Alle 93 a. Der Diplom-Forstingenieur ist 54 Jahre alt und wohnt in Potsdam.
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