Landeshauptstadt: Waldgeist in der Verbannung

Während sich die Familie Grün in der Brandenburger Straße allgemeiner Beliebtheit erfreut, steht eine andere Buhlmann-Plastik unbeachtet in einen ziemlich überwucherten Winkel im Stadtteil Waldstadt. Die dunkelgrün glasierte Stele mit dem Titel „Waldgeist“ ist sich selbst überlassen – auf Empfehlung des Kulturbeirats und mit Einverständnis der Schöpferin Carola Buhlmann – und scheint damit auch aus den Köpfen verbannt.

Die Stele, aus der Gesichter herauswachsen, war einst angefertigt worden, um den Vorplatz des Groß-Restaurants „Zum Kahleberg“ zu zieren. Doch der Kahleberg hatte sich nach der Wende als dermaßen überdimensioniert erwiesen, dass das Lokal niemand bewirtschaften wollte. Die nahegelegene Bezirksparteischule der SED wurde zudem in Hotel und Gaststätte umgewandelt – demzufolge war klar, dass auch von dort keine Gäste mehr zum Kahleberg delegiert würden. Also kam es zum Abriss und der Waldgeist verlor seine Heimstatt.

Um ihm wenigstens noch etwas Bleiberecht zu gewähren, wurde er in die Straße Zum Jagenstein versetzt und da verrottet er nun leise und unbeachtet. Viele der Gesichter haben schon keine Nasen mehr und die grüne Glasur gibt längst rotgelbe Tonschichten frei. „Weiß die Stadt überhaupt noch, dass sie eine zweite Buhlmann-Plastik besitzt“, fragte jüngst eine PNN-Leserin an. Und: „Warum kümmert sich niemand um das Objekt?“

Eine Nachfrage bei der Stadtverwaltung ergab, dass bereits 1999 der Kulturbeirat die Empfehlung abgegeben hat, die Plastik am jetzigen Standort sich selbst zu überlassen. Auch die Schöpferin Carola Buhlmann habe sich von ihrem Waldgeist distanziert und eine Restaurierung nicht für nötig gehalten, sagte die städtische Pressesprecherin Rita Haack. Da der Kahleberg abgerissen worden sei, fehle der Plastik das Umfeld, war die allgemeine Ansicht. Nun wird offensichtlich gewartet, bis der Waldgeist, seinen Geist aufgibt und wieder zu dem wird, was er einmal war - Tonerde. dif