Landeshauptstadt: Waldkitas wollen wachsen
Bis zu drei Kilometer radeln die Hortkinder der Kita Feldmäuse jeden Tag, um in den Wald zu gelangen. Als die Pädagogen der Kita vor sechs Jahren den Ausflug einmal wöchentlich anboten, konnten sie noch nicht ahnen, was sie damit auslösten.
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Bis zu drei Kilometer radeln die Hortkinder der Kita Feldmäuse jeden Tag, um in den Wald zu gelangen. Als die Pädagogen der Kita vor sechs Jahren den Ausflug einmal wöchentlich anboten, konnten sie noch nicht ahnen, was sie damit auslösten. „Wir haben ganz schnell gemerkt: Die Kinder wollen viel öfter draußen sein“, sagt Pädagoge Günter Grün-Oostinga. Aus dem wöchentlichen Ausflug wurde ein tägliches Programm, das sie für zwei Gruppen mit 20 Kindern anbieten. Nun baut der Träger Independent Living ein Haus für 120 Kita- und Hortkinder, das im April eröffnen soll. Viele Eltern wollen ihren Kindern ein Aufwachsen in der Natur ermöglichen. „Die Nachfrage ist schon groß“, sagt Grün-Oostinga. Die derzeitige Kapazität von rund 50 Plätzen in den Potsdamer Waldkindergärten kann da kaum mithalten.
Im Volkspark Glienicke hat im Juni die Kita am Jägerhof im denkmalgeschützten Jagdhaus des Schlosses Klein-Glienicke eröffnet. Das Außengelände umfasst einen Hektar – mit altem Baumbestand und anliegendem Wald. 20 Kinder, darunter auch Inklusionskinder, werden derzeit in der Berliner Kita betreut. Auch für Potsdamer Eltern ist es dank einer Vereinbarung beider Länder möglich, ihre Kinder dort anzumelden. Ab kommenden Mai haben 45 Kinder hier Platz.
„Bei jedem Wetter sind wir draußen, von den acht Stunden am Tag halten wir uns vielleicht zwei Stunden drinnen auf“, sagt Max Göbel vom Träger NaturKulturGut. Naturverbundenheit, Bindung und freie Entfaltung sind die Schwerpunkte des Konzepts. „Ein strenges Förderprogramm wollen wir nicht.“ Die Idylle soll nicht nur Kindern aus wohlhabenden Familien vorbehalten sein – darauf legt Göbel großen Wert: „Wir wollen ganz aktiv gegen den Büllerbü-Bereich angehen und sozial eine gute Durchmischung haben.“ Die einzigartige Lage der Kita hat aber ihren Preis: Mehrere hundert Meter müssen die Eltern morgens mit den Kindern zu Fuß zurücklegen, Parken direkt vor dem Gelände ist nicht möglich. „Für uns ist das schon ein Filter, der uns zeigt, ob die Eltern sich wirklich auf die Natur einlassen wollen.“ Für viele ist diese Entschleunigung morgens vor der Arbeit nicht machbar.
Ein sozial durchmischtes Publikum will auch Grün-Oostinga mit seinem künftigen „Baumhaus“ ansprechen: Man wolle keine elitäre Einrichtung sein, Zusatzbeiträge gebe es nicht. Die Kita in der Sternstraße 63 ist für Familien aus Drewitz und vom Stern gedacht, es bestehe eine gute Anbindung an die Schule 26. Künftig sollen sich die Kinder in der nahe gelegenen Parforceheide oder in den Nuthewiesen austoben können.
Auch die bestehenden Waldkitas würden gern wachsen. Doch der Bau eines eigenen Hauses gestaltet sich schwieriger: Die Waldkinder und die Bergkinder gehören beide zu dem Träger der Arbeiterwohlfahrt AWO und nutzen dessen Einrichtungen in der Waldstadt als festen Sitz. Jeweils 18 Kinder können sie aufnehmen und mit ihnen die Vormittage in den Ravensbergen zu verbringen. Die Bergkinder planen, im kommenden Jahr eine zweite Gruppe zu eröffnen. Doch das hängt davon ab, ob ihr neues Haus nach Jahren einer provisorischen Bleibe in anderen Einrichtungen fertiggestellt wird. Die Waldkinder hingegen suchen seit Jahren ein geeignetes Grundstück in Potsdam-West, um sich dort zu installieren und mehr Kinder aufnehmen zu können. Grit Weirauch
Kita Baumhaus: www. independent-living.de; Kita am Jägerhof: www.jaegerhof-berlin.de; Waldkinder Potsdam e.V.: www.waldkinder-potsdam.de; Bergkinder e.V. : bergkinder-potsdam.de
Grit Weirauch
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