
© Andreas Klaer
Von Henri Kramer: „Walhalla“ öffnet wieder
Neue Betreiberin für Restaurant /Unterlagen zu Fördergeldeinsatz unvollständig
Stand:
Innenstadt - Der heutige Samstag soll ihr großer Tag sein: Ab 20 Uhr lädt die junge Gastronomin Anita Ruhlig ins „Walhalla“ zur Wiedereröffnungsparty – die zweite innerhalb von zwei Jahren. Zusammen mit Freunden und Geschäftspartnern ist sie das Wagnis eingegangen, das Restaurant in der Dortustraße 5 mit einer eigens gegründeten „La Palma Walhalla GbR“ zu pachten. „Als ich hier zum ersten Mal durchgegangen bin, war ich gleich voller Ideen, was sich aus diesem Haus alles machen lässt“, gibt sich die ehemalige Bedienung aus dem Babelsberger Lindencafé enthusiastisch. In dem denkmalgeschützten Gewölbe sind nun Tanzpartys, regelmäßige Chansonabende, tagsüber bürgerliche Küche „mit feiner Note“ und sonntags Brunch geplant. „Das Walhalla soll die Adresse in der Innenstadt werden, in der immer was los ist.“
Nach vorn blicken. Das ist das Motto von Anita Uhlig, „mit der Vergangenheit hier habe ich nichts zu tun.“ Lange Zeit galt in Potsdam der Name „Walhalla“ als Synonym für Zank und Streit. Ehemalige Geschäftspartner, die ab 2000 das damals marode Haus mit Hilfe eines Sozialprojektes und Fördermitteln noch gemeinsam aufbauen wollten, lieferten sich drei Jahre später einen bizarren Rechtsstreit quer durch alle Instanzen. Zugleich beschäftigte sich die Potsdamer Staatsanwaltschaft mit Dutzenden Strafanzeigen, die die Geschäftsmänner und ihre Anwälte wechselseitig stellten. Für Außenstehende waren die Vorwürfe kaum noch nachvollziehbar und die Gemengelage nur schwer überschaubar, stapelweise füllten sich die Aktenordner.
Inzwischen beginnt sich der Staub der juristischen Schlacht zu lichten. „In der Sache gibt es keine Ermittlungen mehr“, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Es habe keine einzige Verurteilung gegeben, allenfalls Einstellungsbescheide wegen Geringfügigkeit. Und auch die zivilrechtlichen Auseinandersetzungen sollen weitgehend beendet sein – mit wechselndem Erfolg. Gegen einen der beteiligten Vereine, den Maulwurf e.V., läuft zugleich beim Potsdamer Amtsgericht ein Insolvenzverfahren.
Einzig offen ist noch eine Untersuchung, wie die rund 780 000 Euro Städtebaufördermittel des Landes Brandenburg für die Sanierung des seit 2006 geöffneten Hauses verwendet worden sind. Erst Ende des vergangenen Jahres wurde vom derzeitigen Walhalla-Betreiber – der gemeinnützigen Maulwurf Gmbh mit zwei Hauptgesellschaftern in Zypern – die für die Überprüfung nötige Schlussrechnung eingereicht. Doch „diese Unterlagen sind derzeit noch nicht vollständig“, heißt es in einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage der CDU. Bei dem aktuellen Maulwurf-Geschäftsführer Christoph Gügold sorgte dies gestern für Verwunderung: „Wenn noch etwas fehlt, muss man uns Bescheid geben.“ Überraschungen gibt es im Walhalla immer einmal wieder.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: