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Landeshauptstadt: Wandelgang ins Weltkulturerbe

Entwurf für ersten Bauabschnitt am Uni-Campus Neues Palais ausgewählt. Beteiligte loben Konsens

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Der Campus der Universität Potsdam am Neuen Palais wird ins Weltkulturerbe hineinwachsen. Dazu ist nun der erste Schritt getan. Dem Landesliegenschaftsamt (BLB) wurde ein Entwurf für den ersten Bauabschnitt einer grundsätzlichen Neuordnung des Areals empfohlen. Damit soll ein freier Blick von den Communs in die Schlösserlandschaft mit den funktionellen Anforderungen eines modernen Hochschulcampus verknüpft werden. Norbert John von der BLB erwartet eine endgültige Entscheidung des Bauträgers bis Mai, wie er den PNN sagte.

Die in einem Architekturwettbewerb ausgewählte Arbeit der Architekten Bruno, Fioretti und Marquez besteht aus fünf ineinander verschachtelten zweigeschossigen Backsteinbauten, die am Nordrand des Areals westlich der Umgehungsstraße Am Neuen Palais bis 2019 entstehen sollen. „Sie verbinden kommunikative Höfe mit Brandenburger Strenge“, wie Architekt Bernd Albers vom Preisgericht am Freitag zur Präsentation sagte. „Ein Lösung von eleganter Robustheit“, wie er es ausdrückte. Überzeugt habe der Entwurf die Jury durch städtebauliche und typologische Stringenz. Dies sei bis in die Fassadengestaltung hinein konsistent entwickelt worden. Die auf rechteckige Elemente mit Innenhof basierende modulare Struktur wurde von dem Gremium lobend hervorgehoben. Vor allem die Innenhöfe würden zum Verweilen einladen und Kommunikation ermöglichen. „Die Analogie zu einem Kreuz- oder Wandelgang überzeugt, ebenso die Verknüpfung der Innenhöfe mit den Eingangsbereichen“, so die Jury. Der etwas monotone Charakter berge allerdings durchaus noch Entwicklungspotenzial, etwa durch Begrünung.

Uni-Präsident Oliver Günther, der im Preisgericht mitgearbeitet hat, fand es nicht leicht, sich bei der Vielzahl qualitativ beeindruckender Einreichungen für einen Entwurf zu entscheiden. „Letztlich sind wir aber überzeugt, dass die ausgewählte Arbeit sowohl den historisch-baulichen als auch den funktionalen Anforderungen der Universität Potsdam gerecht werden kann“, sagte er.

Die Situation des Uni-Campus am Neuen Palais soll in den kommenden zwei bis drei Jahrzehnten baulich neu geordnet werden. Kein einfaches Unterfangen mitten im sensiblen Umfeld des Weltkulturerbes, ohne Bebauungsplan und mit dem Ziel, einerseits die größte Uni des Landes weiter wachsen zu lassen, andererseits aber rund um die historische Achse der Lindenallee den Blick wieder stärker in die historische Landschaft freizugeben. Bei gleichzeitiger landschaftsplanerischer Harmonisierung des Gebietes direkt gegenüber dem Schlossensemble Neues Palais sollte eine Architektur gefunden werden, die sich behutsam in den historischen Raum einfügt, ohne sich der vorhandenen Substanz anzubiedern. Alle Beteiligten sind sich nun einig, dass dies gelungen ist, sie sprechen von Konsens.

Auch Landeskonservator Thomas Drachenberg zeigt sich zufrieden. Uni-Präsident Oliver Günther hob lobend hervor, dass von Anfang an wirklich alle Beteiligten in die Ideenfindung eingebunden waren. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) ist von dem Erfolg des Verfahrens nun insofern begeistert, dass er darin gar eine Blaupause für andere, zum Teil auch kontroverse Bauprojekte im sensiblen Potsdamer Umfeld vermutet. Es lohne sich nun zu reflektieren, wieso der Prozess am Neuen Palais gelungen sei. „Die Frage ist nicht nur, ob, sondern auch wie man hier zu einer gemeinsamen Lösung gekommen ist“, sagte Jakobs am Freitag. Offensichtlich wurde eine neue Kultur des Miteinander-Ringens gefunden. „Eine neue Perspektive, das Weltkulturerbe und die Stadtentwicklung miteinander in Einklang zu bringen“, so Jakobs.

Für die Philosophische Fakultät sollen am Standort mehrere zweigeschossige Lehrgebäude nördlich und südlich der Lindenallee entstehen, deren schrittweise Errichtung etwa 100 bis 120 Millionen Euro kosten soll. Für die Entwicklung des insgesamt 27 500 Quadratmeter großen Areals will man sich bis etwa 2040 Zeit nehmen. Im ersten Bauabschnitt soll bis 2019 der nun ausgewählte Neubaukomplex mit 2100 Quadratmetern Nutzfläche entstehen, unter anderem für die Verwaltung, das Rechenzentrum und das Audiovisuelle Zentrum. Kosten von etwa 17,7 Millionen Euro werden dafür veranschlagt. Die zu DDR-Zeiten für die ehemalige Pädagogische Hochschule errichteten Gebäude und weitere teils nach 1990 entstandene Baracken sollen nach und nach durch die Neubauten ersetzt werden, die Sportflächen auf Ersatzflächen verlegt werden.

Für die Hüter des Weltkulturerbes war vor allem auch wichtig, dass DDR-Bausünden verschwinden und die Lindenallee als westliche Fortsetzung der Hauptachse von Sanssouci durch die Anordnung der Neubauten in ihrer Bedeutung gestärkt wird.

Die Entwürfe sind bis 2. April am Campus Neues Palais in der Mensa (1. OG, Haus 12) zu sehen, Dienstag bis Samstag, jeweils 12 bis 18 Uhr.

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