PYAnissimo: Waren Sie schon oder müssen Sie noch?
Auf nichts ist so viel Verlass wie auf das Weihnachtsgeschäft, das sich komischerweise in der scheußlichsten Wetterperiode unter freiem Himmel abspielt, jedenfalls was den Weihnachtsmarkt betrifft. Aber nicht hingehen geht nicht, weil es die einzige Möglichkeit im Jahr ist, sich mit polnischen Fellmützen und peruanischen Tonkuckucks einzudecken.
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Auf nichts ist so viel Verlass wie auf das Weihnachtsgeschäft, das sich komischerweise in der scheußlichsten Wetterperiode unter freiem Himmel abspielt, jedenfalls was den Weihnachtsmarkt betrifft. Aber nicht hingehen geht nicht, weil es die einzige Möglichkeit im Jahr ist, sich mit polnischen Fellmützen und peruanischen Tonkuckucks einzudecken.
Und jetzt soll dieser Weihnachtsmarkt, dieser Ort beseelten und besinnlichen Miteinanders, vom internationalen Terror bedroht sein? Ich kann das nicht glauben. Beziehungsweise – war es je anders? Der Marktbesuch ist die Challenge der Vorweihnachtszeit. Und alle, die hinterher schwören, im kommenden Jahr lieber gemütlich und warm beim Thai um die Ecke zu sitzen, gehen trotzdem wieder hin. Weil man den Markt weder Kindern, Kollegen oder Schwiegermutter nicht abschlagen kann. Hier also meine Tipps für das Unausweichliche:
Zeit finden: Zum Jahresende müssen noch die Buchhaltung fertig und die Garage aufgeräumt werden. Dann kommen Firmenfeiern, Musikschulvorspiele, Choraufführungen, Vereinsfeiern und Adventstreffen mit Schwiegereltern. Und der Last Minute-Zahnarzttermin. Viel Spaß bei der Suche nach einer Lücke im Kalender.
Adäquate Kleidung: Tragen Sie strapazierfähige Klamotten, aus denen sich Fettspritzer und Senf, Pilzpfanne und Punsch weitestgehend entfernen lassen. Oder die sie anschließend zum Weihnachtsbaumtransport tragen und dann samt Harzflecken entsorgen. Die Schuhe sollten warm und rutschfest sein, damit Sie auf dem fest getretenen Sediment aus Pommes, Schneematsch, Hundepisse und Krautsalat nicht ins Straucheln geraten.
Parkplatz finden: Wenn Sie vorbildlich mit den Öffis anreisen, überspringen Sie den Punkt. Ansonsten viel Glück.
Toilette finden. Es gibt immer jemanden, der gerade dann muss, wenn sich alle anderen für eine dreitägige Arktik-Expedition angemummelt haben. Es lohnt sich aber, aufeinander zu warten, Sie finden sich sonst nie wieder.
Das richtige Programm: Die Kinder wollen schon nachmittags Karussell fahren, die Teenager wollen vergnatzt zu Hause bleiben, weil sie noch keinen Glühwein bekommen, die Erwachsenen wollen sich abends in der Après Ski-Hütte die Kante geben und die Tante will im Schneckentempo an allen Verkaufsständen entlang. Hier ist Toleranz und Gleitzeit gefragt, wenn Sie den Ansprüchen sämtlicher Teilnehmer gerecht werden wollen.
Sinnlose Spontankäufe vermeiden: Ist fast unmöglich. Vom Weihnachtsmarkt muss man irgendetwas nach Hause bringen, das ist einfach so. Lebkuchenherzen und Luftballontiere, die zu Staubfängern werden, überteuerte Alpakasocken und Schüttelbriefbeschwerer mit Kunstschnee. Kaufen Sie am besten Kerzen, die verschwinden irgendwann von selbst.
Alles heil nach Hause bringen: In klebrigen und klammen Fingern ist das schwer, und hat man es dann doch geschafft, zerspringt der Tonkuckuck auf den Küchenfliesen und das Geplärre ist groß.
Wiederholungsgefahr abwehren: Könnte sein, der Familie hat’s gefallen und alle wollen nochmal los. Legen Sie sich für diesen Fall rechtzeitig eine Strategie zurecht.
Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg
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