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Landeshauptstadt: Warenbetrug verdreifacht

Kriminalitätsstatistik: Leichte Zunahme der Straftaten / Stellenkürzungen im Schutzbereich geplant

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Innenstadt – Rechnung bezahlt, Lieferung bleibt aus: Die Zahl der Fälle von „Warenbetrug“ in Potsdam hat sich im vergangenen Jahr verdreifacht. Registrierte die Kriminalpolizei 2006 noch 133 Fälle, waren es 2007 bereits 414. Es handele sich dabei meist um Betrugsversuche über die Internethandelsseite „eBay“, erklärte Ralf Marschall, Leiter des Schutzbereiches Potsdam, gestern bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik.

Den Anstieg erklärt er sich mit dem veränderten „Anzeigeverhalten“ der Bürger. Er rechne zusätzlich mit einer „enorm hohen Dunkelziffer“ in diesem Bereich und rät, die Sicherheitsangebote beim Internetshopping in Anspruch zu nehmen. Die gute Nachricht: 94,8 Prozent der Fälle von „Warenbetrug“ konnten aufgeklärt werden. Damit liegt die „Aufklärungsquote“ deutlich über dem Potsdamer Durchschnitt von 57,4 Prozent.

In der Gesamtstatistik macht der Warenbetrug allerdings nur einen minimalen Anteil aus: 17 696 Straftaten registrierte die Kriminalpolizei im vergangenen Jahr in der Landeshauptstadt – das sind 1310 Straftaten mehr als 2006. Einen bedeutenden Anstieg verzeichnete die Polizei neben dem Bereich „Warenbetrug“ auch bei den Graffiti-Schmierereien: Grund sei aber ein gemeinsames Programm mit der Stadt. Seit 2007 werden Graffiti systematisch aufgenommen und schnell beseitigt – auch wenn keine Anzeige eines Eigentümers vorliegt. Mit dieser Aufgabe sei ein Verein beauftragt, so Marschall. Durch die schnelle Beseitigung der Schmierereien erhoffe man sich eine Abnahme der Graffiti-Sprühens.

Besonders häufige Delikte waren 2007 Diebstahl – 7046 Fälle – und Sachbeschädigung – 3545 Fälle. Neu in der Statistik ist die Straftat „Arbeitsvermittlungsbetrug“ mit 356 Fällen. Dabei „erschleichen“ sich Arbeitsvermittlungsfirmen Arbeitsamts-Prämien – und zwar in Fällen, in denen der Arbeitslose ohne Hilfe einen neuen Job gefunden hat, erklärte Marschall. Wie viele Arbeitsvermittlungsfirmen an den Betrugsfällen beteiligt waren, konnte er nicht sagen: Denn die Straftat fällt als „Wirtschaftskriminalität“ in den Aufgabenbereich des Brandenburgischen Landeskriminalamtes (LKA). Dort war gestern Nachmittag keine Auskunft mehr zu erhalten.

Leicht zugenommen hat auch die politisch motivierte Kriminalität: Von den insgesamt 212 Fällen wurden jedoch nur 15 als Gewalttaten eingestuft – halb so viel wie im Vorjahr. Die heftigen Auseinandersetzungen zwischen Rechten und Linken im Jahr 2006 hätten sich wieder beruhigt, so Marschall.

Dagegen gab es mehr Fälle von Körperverletzung: Genau tausendmal wurden Verletzungen angezeigt. Der Anstieg sei „querbeet“ festgestellt worden und nicht mit einem bestimmten Muster erklärbar, so Marschall. Fast verdoppelt haben sich Fälle häuslicher Gewalt: 277 Anzeigen gab es in Potsdam und Teltow – in drei von vier Fällen waren Frauen die Opfer, in den übrigen Männer. Die Zunahme erklärt Marschall sich mit der erhöhten Sensibilisierung der Polizisten. Sei häusliche Gewalt früher oft nur als „Ruhestörung“ erkannt worden, handelten Beamte jetzt konsequent und hätten mehr Möglichkeiten: So erlaube es das Opferschutzgesetz, den Täter der Wohnung zu verweisen.

Bald könnten in Potsdam allerdings weniger Beamte im Einsatz sein: Im Rahmen von Umstrukturierungen bei der Kriminalpolizei ist der Abbau von 31 der heute 171 Personalstellen geplant, bestätigte Kriminalpolizeileiter Lars Brückner. Das Innenministerium müsse dem Plan noch zustimmen. Es werde keine Entlassungen geben, betonte Brückner: Frei gewordene Stellen würden aber nicht neu besetzt. Damit bleibe „weniger Zeit für den Einzelfall“, räumte er ein. Zur Kompensierung wolle man „Schwerpunktbereiche neu definieren“ und „Arbeit effektiver gestalten“. Aufgaben der Kriminalisten könnten zum Teil vom Wachwechseldienst übernommen werden.

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