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„Ich sah meinen Vater erstmals neunzehn Jahre nach seinem Tod.“ Das ist der erste Satz im Buch, und der ist so schön, dass der Verlag ihn gleich hinten auf den Schutzumschlag gedruckt hat.
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„Ich sah meinen Vater erstmals neunzehn Jahre nach seinem Tod.“ Das ist der erste Satz im Buch, und der ist so schön, dass der Verlag ihn gleich hinten auf den Schutzumschlag gedruckt hat. „Ich erkannte ihn gleich wieder“, geht es weiter. Auf den nächsten 300 Seiten nähert sich Felix langsam diesem Vater an, den er in der Ferne auf der anderen Straßenseite zu erkennen meinte. Diesem Vater, von dem die Mutter gesagt hatte, er sei längst tot. Weshalb sie ihren Sohn mit ständig wechselnden Vätern aufzog. Höchst lakonisch und in wild verschachtelten Rückblenden erzählt Frank Goosen über Felix Nowaks Leben, den stillen Teilhaber des Restaurants Pink Moon. Von dem verrückten und aktuellen Nachbarn Renz, bizarren, längst vergangenen Schülerfreundschaften, von einer Ex-Flamme, die plötzlich wieder da steht und Geld will, von der aktuellen Liebschaft mit einer Fotografin. Akzente setzt aber immer nur die schräge Umwelt. Felix selbst lässt sich treiben und wirkt dabei blass und unbeteiligt. Ständig zuckt er mit den Achseln, weiß nicht oder hat keine Ahnung. Ziemlich weit hinten im Buch sagt die Frau seines widerlichen Tennispartners: „Du bist so ein wunderbar nichtssagender Mensch.“ Und obwohl auch sie eine ziemlich schreckliche Person ist, hat sie damit völlig Recht. Frank Goosen ist für Komischeres bekannt. Er ist Kabarettist aus Bochum und hat mit seinem Buch „Liegen lernen“ alle Freunde der zündenden Pointe begeistert. Die werden von „Pink Moon“ enttäuscht sein. Witzig geht anders. Freunde der Lakonie dagegen werden eine wohlige Wärme in sich glimmen fühlen. Ariane Bemmer Frank Goosen: Pink Moon. Roman. Eichborn Berlin 2005. 300 Seiten, 19,90 €
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