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Eine Wärmepumpe vor einem Wohnhaus (Symbolfoto).

© dpa/Jan Woitas

Wärmewende in Potsdam: Umweltverband BUND fordert Unterstützung für Privateigentümer

Rund 16.500 Häuser in Potsdam kommen nicht an die Fernwärme, müssen aber trotzdem bis 1945 klimaneutral beheizt werden. Der BUND fordert vom Rathaus mehr Unterstützung.

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Der Potsdamer Kreisvorstand des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) fordert vom Rathaus mehr Unterstützung für Gebäudeeigentümer bei der Wärmewende, also dem gesetzlich vorgesehenen Ausstieg aus der fossilen Wärmeerzeugung bis 2045.

Unter Berufung auf Potsdams kommunale Wärmeplanung geht der BUND von rund 16.500 Gebäuden in Potsdam aus, für die die jeweiligen Eigentümer Individuallösungen finden müssen, weil sie nicht ans städtische Fernwärmenetz kommen. „Mit diesen weitreichenden Entscheidungen dürfen die Betroffenen nicht länger allein gelassen werden!“, mahnt der BUND-Kreisvorstand in einem offenen Brief an die Stadtverordneten und die Stadtverwaltung.

16.500
Gebäude in Potsdam kommen perspektivisch nicht an die Fernwärme. Die Eigentümer müssen Individuallösungen für die Wärmewende finden.

Konkret schlägt der BUND ein fortlaufendes Monitoring für den Wärmepumpeneinbau vor. Die Stadt müsse ein zentrales Register etablieren, das installierte und beauftragte Wärmepumpen, verfügbare Fachkräfte, Wartezeiten, Genehmigungsdauern und Erfahrungen der Eigentümer erfasst: „So werden Engpässe frühzeitig sichtbar und Gegenmaßnahmen lassen sich gezielt einleiten.“

Außerdem sei der Ausbau von Informations- und Beratungsangeboten nötig. So müssten alle einschlägigen Satzungen und Vorgaben online gebündelt werden. Auch eine kommunale Anlauf- und Beratungsstelle zur Wärmewende sei nötig.

Klare Rahmenbedingungen und gesenkte Konzessionsabgaben nötig

Die Stadt müsse außerdem für klare Rahmenbedingungen sorgen, fordert der BUND: „Legen Sie für jedes Quartier ein verbindliches Ausstiegsdatum aus dem Gasnetz fest und erklären Sie frühzeitig öffentlich, dass es keine leitungsgebundene Wasserstoffversorgung zum Heizen geben wird.“

Die kommunalen Regelungen und Satzungen müssten dahingehend angepasst werden, „dass Wärmepumpen grundsätzlich zulässig sind und unnötige Genehmigungserfordernisse entfallen“. Verwaltungsintern müsse es eine Steuerungsgruppe zur Wärmewende geben, die alle Fachämter koordiniert und eine bevorzugte Bearbeitung von Anfragen rund um Wärmepumpen ermöglicht. Die Stadt müsse außerdem die lokale Fachkräftesicherung voranbringen und ein Wärmewende-Netzwerk zum Austausch zwischen Verwaltung, Wohnungswirtschaft, Netzbetreiber, Handwerk, Bildungsträger, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gründen.

Darüber hinaus rät der BUND der Stadt, die kommunale Konzessionsabgabe für Wärmepumpen zu reduzieren und die Wärmepumpe als mieterhöhendes Merkmal im Mietspiegel zu verankern. Das klinge zwar paradox, aber Wärmepumpen seien langfristig ein wichtiges Mittel, die Mietkosten in Potsdam stabil zu halten, erklärt der BUND: „Andernfalls droht eine Kostenexplosion bei den Nebenkosten für eine erdgasbasierte Wärmeversorgung.“

Heizungsfrage bereits auf Immobilienmarkt Thema

Eine Erhebung des Vergleichsportals BILD-Energielösungen zeigt unterdessen, dass die Wärmepumpe auf dem Immobilienmarkt bereits eine Rolle spielt: 16,33 Prozent der in Potsdam angebotenen Wohnhäuser verfügten demnach laut Exposé über eine Wärmepumpe. Im Bundesvergleich landet Potsdam damit im oberen Mittelfeld, nämlich auf Platz 19 der 50 größten Städte. Den deutschlandweit höchsten Anteil gibt es in Halle (52,94 Prozent), den niedrigsten in Kiel (4,55 Prozent). Für die Untersuchung wurden den Angaben zufolge mehr als 14.000 Immobilieninserate in den 50 größten deutschen Städten ausgewertet.

Auffällig in Potsdam: Bei 44,9 Prozent der Inseraten fehlt eine Angabe zur Heizung, das ist deutlich mehr als der bundesweite Durchschnitt von 32,07 Prozent. „Hinter vielen dieser Anzeigen dürften sich vor allem Öl- und Gasheizungen verbergen, die den Verkauf erschweren“, vermutet Energie-Experte Arne Siegner vom Portal BILD-Energielösungen.

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