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Noch ist Platz. Im Bornstedter Feld gibt es laut Pro Potsdam keine Alternative zu noch mehr Wohnungsbau.

© Andreas Klaer

BORNSTEDTER FELD: Warnung vor einem Riesendefizit

Die städtische Pro Potsdam wirbt für ihre Pläne für 500 neue Wohnungen am Volkspark

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Bornstedter Feld - Im Streit um die Zukunft des Volksparks geht die kommunale Baugesellschaft Pro Potsdam in die Offensive. 2017 sollen seit Jahren bestehende Pläne umsetzt sein, auf vier Hektar heutiger Parkfläche bis zu 500 Wohnungen zu errichten. Das sagte Pro-Potsdam-Geschäftsführer Horst Müller-Zinsius, der auch den Entwicklungsträger Bornstedter Feld GmbH führt, am Freitag.

Müller-Zinsius reagierte damit auf eine Unterschriftenaktion für den vollständigen Erhalt des Volksparks, die das Bürgerforum Potsdam-Nord vor einem Monat gestartet hat. Bis jetzt hätten mehr als 1500 Anwohner unterschrieben, sagte der Chef des Bürgerforums, der CDU-Mann Matthias Finken. Müller-Zinsius räumte ein, dass die Pläne für den Volkspark vielen zugezogenen Anwohnern nicht genau bekannt wären: „Die Leute gucken sich vor einem Umzug keine Bebauungspläne an“. Doch würde auf den Wohnungsbau verzichtet, verliere der Entwicklungsträger Einnahmen durch Grundstücksverkäufe in Höhe von sieben Millionen Euro. Dass am Ende der Entwicklungsmaßnahmen am Bornstedter Feld ohnehin erwartete Defizit würde sich fast verdoppeln: Von 7,5 auf 14,5 Millionen Euro. „Das wäre eine zusätzliche Belastung für den Haushalt der Stadt“, warnte Müller-Zinsius.

Die neuen Häuser sollen westlich der Georg-Hermann-Allee gebaut werden. Müller-Zinsius geht davon aus, dass vornehmlich Vier-Geschosser entstehen werden. Ende des Jahres soll dazu ein städtebaulicher Wettbewerb stattfinden. Auf der Baufläche befinden sich heute ein Beachvolleyballfeld und Grillgärten, die dem Entwicklungsträger immerhin Einnahmen in Höhe von 30 000 Euro pro Jahr einbringen. Dass diese Flächen irgendwann einmal wegfallen würden, sei bereits 2001, als die Bundesgartenschau stattfand, so geplant gewesen. Nach der Schau damals habe man auf eine sofortige Verkleinerung des Volksparks verzichtet und „temporäre Nutzungen“ zugelassen. Das Entgegenkommen damals produziere nun Ärger, so Müller-Zinsius, der vom „Fluch der guten Tat“ sprach. Finken vom Bürgerforum hatte zuletzt gesagt, viele Anwohner hätten „bestürzt“ reagiert, als sie auf den drohenden Verlust von Parkfläche aufmerksam gemacht worden seien.

Bei einem Verzicht auf die Maßnahme würde sich – neben den wegfallenden 500 Wohnungen – die geplante Einwohnerzahl im Bornstedter Feld von 11 400 um bis zu 1000 Personen verringern, rechnete Müller-Zinsius vor. Damit müssten wiederum die Kapazitäten für Kitas, Horte und Schulen in dem Gebiet neu angepasst werden. Alternative Flächen gebe es nicht. Sogar die finanzielle Förderung für den geplanten Ausbau der Straßenbahnlinie bis zum Campus Jungfernsee wäre laut dem Entwicklungsträger in Gefahr, weil die Tramlinie durch weniger Anwohner geringer ausgelastet wäre. Auch ohne die Volkspark-Flächen hätte das Bornstedter Feld einen im Bundesvergleich überdimensionalen Grünflächenanteil, hieß es weiter.

Um künftig für einen besseren Informationsfluss zu sorgen, will der Entwicklungsträger die Gründung eines Anwohnerbeirats für das Bornsteder Feld vorantreiben. Das Gremium soll gewählt werden, als Modell diene die Bürgervertretung zum Großprojekt Gartenstadt Drewitz. „Wir hoffen, dass so eine sachlichere Debatte entsteht“, sagte Müller-Zinsius.

Auch die Politik muss noch diskutieren. So gibt es zwar einen Aufstellungsbeschluss für den nötigen Bebauungsplan für die geplanten Wohnungen – doch die genauen Rahmenbedingungen für das Vorhaben müssen die Stadtverordneten noch absegnen. Dann erst hätten mögliche Investoren Sicherheit für konkretere Planungen, sagte Müller-Zinsius. Er empfehle, schon im Interesse des städtischen Haushalts, „nicht nennenswert“ von den bisherigen Planungen abzuweichen.

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