
© Andreas Klaer
Potsdamer Tafel: Warten auf neue Schlaatz-Lösung
Die Sprecherin der Potsdamer Tafel, Maria Conze, befürwortet das seit fast zwei Jahren leer stehende Café im Bürgerhaus am Schlaatz als neuen Tafel-Standort. Eine Entscheidung steht aber noch aus.
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Potsdam - Das Wetter meint es gut. Kein Regen. Geduldig warten etwa 100 Frauen, Männer und Kinder am Nachmittag vor der Ausgabestelle der Potsdamer Tafel im Kirchsteigfeld. Plötzlich wird eine Stiege mit Mandarinen vor die Tür gestellt. Die gibt es außer der Reihe. Ein Dutzend der Wartenden eilt herbei und schnappt sich die Netze. Binnen Sekunden ist alles leer. Besonders die Kinder sind erfolgreich und tragen die orangen Früchte zu den Einkaufstaschen ihrer Eltern. Danach ist es wieder ruhig. Der Reihe nach bekommen die Wartenden Lebensmittel.
So geordnet wie im Kirchsteigfeld verlief die Essensausgabe der Tafel in ihrem Stützpunkt am Schlaatz nicht. Von teilweise chaotischen Zuständen war zuletzt die Rede. Vor gut drei Wochen wurde die Filiale deshalb geschlossen (PNN berichteten). 120 Potsdamer haben sich bis dahin in dem sozialen Brennpunkt mit Lebensmitteln versorgt. Das geht nun vorerst nicht mehr.
Hoffnung auf eine Rückkehr der Potsdamer Tafel an den Schlaatz machte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) Tage später. Die Stadt, die die Miete für alle Ausgabestellen der Tafel zahlt, werde der Potsdamer Tafel konkrete Angebote unterbreiten. Als mögliches Quartier nannte Jakobs das Café am Bürgerhaus am Schlaatz, das seit fast zwei Jahren leer stehe. Eigentümer ist der Kommunale Immobilienservice (KIS).
Doch eine Entscheidung gibt es nach wie vor nicht. Am Freitag gab es immerhin einen Ortstermin des KIS mit Vertretern der Tafel. „Wir haben uns die Räume angeschaut“, sagte Tafel-Sprecherin Maria Conze den PNN. Sie ist begeistert von dem ehemaligen Café. „Einen Ausgabestand können wir dort auf jeden Fall einrichten“, so Conze. Zudem bieten die Räume mit etwa 200 Quadratmeter Fläche auch die Möglichkeit, ein Lager vor Ort einzurichten. Das hatte an der alten Ausgabestelle gefehlt. Die gespendeten Lebensmittel mussten kurz vor oder während der Ausgabezeit angeliefert, sortiert und ausgegeben werden. Übrig gebliebene Ware musste entsorgt werden. Nach Ostern bekäme die Tafel auch mal 1000 Eier an einem Tag. So viele könnten gar nicht verteilt werden. „Das fehlende Lager war ein großes Problem“, so Conze. Im Café am Schlaatz wäre die Ausgabestelle auch für Lieferanten gut erreichbar.
Nun will der Verein beraten. Doch auch wenn er das Café haben will, ist die Lösung noch nicht sicher. Denn für die Räume gibt es einen weiteren Interessenten. Auch Potsdams Sozialbeigeordnete Elona-Müller Preinesberger (parteilos) kann noch keine Entscheidung verkünden. Man stehe in Kontakt zu mehreren Vermietern, betont sie. Die Stadtverwaltung unterstütze die Arbeit der Tafel für die Bedürftigen gern.
In der vergangen Woche bekam die Tafel auch stiegenweise Äpfel, die der Fachbereich Grünpflege auf den stadteigenen Flächen in der Alexandrowka geerntet hat. Auch die Suppenküche der Volkssolidarität auf dem Gelände der Stadtverwaltung bekam eine Lieferung. Etwa 170 Kilogramm verschiedener alter Sorten hatte Bereichsleiter Herbert Claes mitgebracht. Die Suppenküche kann sie gut gebrauchen, denn des Obst kann gelagert werden. Kompott, Apfelmus und Kuchen für die Gäste der Suppenküche soll daraus entstehen, erklärt Suppenküchenchef Friedhelm Loter. 25 bis 30 Menschen kommen täglich zum Mittagessen für 1,60 Euro pro Person.
Bei der Tafel geht es um deutlich größere Zahlen. Sie unterstützt nach eigenen Angaben jede Woche 1200 Bedürftige, darunter mehrere Hundert kinderreiche Familien. Seit die Ausgabestelle am Schlaatz dichtgemacht hat, wird der Gang zur Tafel für manchen zur Tagesaufgabe. Seit acht Uhr morgens sei sie vor Ort, sagt eine der Tafel-Besucherinnen. Die schwerbehinderte Frau ist mit ihren beiden sechs- und achtjährigen Töchtern von der Waldstadt ins Kirchsteigfeld gefahren. Bis zehn Uhr gebe es die Wartemarken, die Lebensmittel werden ab 15.30 Uhr verteilt. Dazwischen warte sie lieber, statt nach Haus zu fahren. Zweimal sei der Weg für sie zu beschwerlich. Sie hofft, dass es bald wieder eine Ausgabestelle in ihrer Nähe gibt. Kartoffeln und Romana-Salat hat sie schon in der Einkaufstüte. Die Kinder fragen nach Hubba Bubba und bekommen eine Mandarine.
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