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MEIN WENDEHerbst: Warten bis 2012

JAHREMAUERFALLDer Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. Hunderttausende DDR-Bürger zwischen Kap Arkona und Fichtelgebirge demonstrieren in diesen Tagen für Veränderung im Land – in den Abendstunden des 9.

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JAHRE

MAUERFALL

Der Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. Hunderttausende DDR-Bürger zwischen Kap Arkona und Fichtelgebirge demonstrieren in diesen Tagen für Veränderung im Land – in den Abendstunden des 9. November fällt die Mauer. An dieser Stelle erinnern sich in den Potsdamer Neuesten Nachrichten täglich Menschen in Potsdam an ihre Erlebnisse in dieser Zeit. Heute: Judda Heinrike. Die 68-jährige pensionierte Röntgenassistentin reiste im Mai 1988 aus der DDR aus. Seit 1997 lebt sie wieder in Potsdam.

Bis zum Jahr 2012 hätte sie auf ein Wiedersehen mit ihrer Tochter noch warten müssen. Das las Judda Heinrike nach der Wende in ihrer Stasi-Akte. Den Wendeherbst 1989 empfindet die Potsdamerin bis heute als „großes Glück“. Ein gutes Jahr vorher, im Mai 1988, war sie aus der DDR ausgereist. Direkt politische Gründe dafür gab es nicht, erklärt Judda Heinrike: „Mir ging es gut, ich hatte einen Job, aber meine Mutter lebte drüben und die war zu der Zeit sehr krank.“ Besuchsanträge wurden der Röntgenassistentin allerdings immer wieder abgeschlagen. „Irgendwann war mir das dann zu happig.“ Sie stellte den Ausreiseantrag und ging nach Westberlin – ihre damals 15 Jahre alte Tochter ließ sie schweren Herzens beim Vater in Potsdam zurück: Selbst das Telefonieren mit ihr sei alles andere als einfach gewesen. Am 9. November 1989 war Judda Heinrike gerade zu Besuch bei einer Freundin in Kempten im Allgäu, erinnert sie sich: „Wir haben bis in die Nacht über Politik diskutiert und ich habe ja noch geglaubt, dass ich die deutsche Einheit nicht mehr erleben würde.“ Am nächsten Morgen erfuhren sie dann vom Mauerfall, am 11. November fuhr Judda Heinrike zurück nach Berlin. An die Stimmung im übervollen Zug erinnert sie sich gut: „Alle waren in Sektlaune, da war nur Fröhlichkeit und Freude.“ Nachts halb zwölf war sie zurück in Wannsee: „Und halb eins hat meine Tochter vor der Tür gestanden“, erzählt Judda Heinrike, die dieses Wiedersehen bis heute bewegt. „Für mich war das toll, Glück pur“, sagt sie. Und freut sich auch darüber, dass ihre Tochter durch die Wende alle beruflichen Freiheiten hatte und studieren konnte, was sie wollte – wegen der ausgereisten Mutter wären ihr in der DDR viele Türen verschlossen geblieben. Judda Heinrike zog schließlich 1997 wieder zurück in die Stadt, in der sie aufwuchs. „Ich habe hier eine passende Wohnung gefunden“, erzählt sie: „Und da schloss sich der Kreis wieder.“ JaHa

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