Landeshauptstadt: Warten für die Zukunft
Künstliche Staus: Zeitraum unklar / Kuick-Frenz: Versuche nur mit „Ja“ der Stadtverordneten
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Innenstadt – Es klingt paradox: Damit der Verkehrsfluss in Zukunft besser geregelt werden kann, sollen die Potsdamer im Herbst 2007 an zwei „Feldversuchen“ teilnehmen und für die Forscher im Stau stehen. Geplant ist unter anderem die Sperrung einer Straßenspur im Verkehrsschwerpunkt Zeppelinstraße (siehe Kasten). Seit diese Pläne vor gut zwei Wochen bekannt wurden, laufen die Potsdamer offenbar Sturm: Sie habe viele Anrufe von Bürgern und Bürgerinnen bekommen, sagte die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz gestern vor Pressevertretern. Auch Lokalpolitiker kritisierten die Pläne, zuletzt im Hauptausschuss am Mittwoch (PNN berichteten).
Die Baubeigeordnete räumte nun Fehler bei der Information der Öffentlichkeit über das Projekt ein: „Das hätten wir noch intensiver machen müssen“, sagte sie. Der Beginn der Versuche wurde gleichzeitig nach hinten verschoben: Denn von Kuick-Frenz möchte das Projekt bei der nächsten Hauptausschusssitzung am 26. September noch einmal ausführlich vorstellen. Möglicher Testbeginn sei der 15. Oktober – in den „verkehrsarmen“ Herbstferien. Die Durchführung der Versuche, die „zwei bis drei Wochen“ dauern sollen, machte von Kuick-Frenz gestern aber auch vom Votum der Stadtverordneten abhängig: Ohne deren Zustimmung werde es keine Tests geben, betonte sie.
An dem Projekt „iQ mobility“, das vom Bundeswirtschaftministerium gefördert wird, sei die Landeshauptstadt bereits seit Ende 2004 beteiligt. Nach einer Ausschreibung sei Potsdam damals als eine von sieben Kommunen unter 114 Bewerbern ausgewählt worden. Zu Projektbeginn sei allerdings noch nicht bekannt gewesen, dass es zu den Feldversuchen kommen würde, betonte von Kuick-Frenz. Im Rahmen des Projektes habe die Stadt 200 000 Euro für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur aufgebracht, erhalte aber auch Fördermittel in Höhe von 178 000 Euro. Die Summe sei bisher nicht komplett abgerufen worden: Deshalb müsse die Stadt kein Geld zurückzahlen, falls die Tests ausfallen würden, so die Baubeigeordnete.
Potsdam profitiere bereits jetzt von der Teilnahme: So sind laut Thorsten Terfort vom Büro „Stadt und Verkehr“, der die Stadt beim Projekt unterstützt, im Stadtgebiet zwölf Verkehrsmessstellen eingerichtet worden. Die damit erhobenen Daten sollen die intelligente Verkehrssteuerung – vor allem die Ampelschaltung – mit Hilfe eines Computerprogramms ermöglichen. Ein solches System sei bereits seit Montag in der Zeppelinstraße in Betrieb, erklärte Reik Becker vom Bereich Verkehrsmanagement gestern. Laut Becker sind die Autofahrer dort trotz der Sperrung wegen Gleisarbeiten nur zwischen drei und sechs Minuten länger unterwegs. Eine Koordinierung dieser Sperrungen mit den Tests sei nicht möglich, betonte von Kuick-Frenz: Denn jetzt fahren dort Trams und Busse eingeschränkt. Bei den Testsperrungen gehe es aber um die gegenseitige Beeinflussung von ÖPNV und Individualverkehr im Normalfall. Jana Haase
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