WIEDEMANN bildet: Warum ich den April mag!
Das war schon ein spannender Monat für die Landeshauptstadt Potsdam: Da macht sich ein ehemaliger Minister überraschend für eine erneute Abstimmung zur Länderfusion mit Berlin stark, eine andere ehemalige Ministerin wird die erste Ostdeutsche in einem westdeutschen Länderkabinett (meinen herzlichen Glückwunsch für diese Leistung!) und eine im Amt seiende Ministerin verspricht in einer öffentlichen Rede, dass die HFF im Jahr des Films 2011 zur ersten deutschen Filmuniversität ernannt werden könnte.
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Das war schon ein spannender Monat für die Landeshauptstadt Potsdam: Da macht sich ein ehemaliger Minister überraschend für eine erneute Abstimmung zur Länderfusion mit Berlin stark, eine andere ehemalige Ministerin wird die erste Ostdeutsche in einem westdeutschen Länderkabinett (meinen herzlichen Glückwunsch für diese Leistung!) und eine im Amt seiende Ministerin verspricht in einer öffentlichen Rede, dass die HFF im Jahr des Films 2011 zur ersten deutschen Filmuniversität ernannt werden könnte. Vor Freude über diese Nachricht bin ich gleich auf der Bühnentreppe im „Thalia-Kino“ gestürzt. So schnell kann Freude in Schmerz umschlagen! Die berühmte Aschewolke hat mich nicht getroffen, aber leider einige Eingeladene unseres Sehsüchte-Filmfestivals, so musste der Schwerpunkt Südafrika leider ohne Gäste aus Südafrika stattfinden. Die Frage, ob wir wieder – geschichtlich betrachtet – von Naturereignissen abhängig sind oder aber von technologischen Entwicklungen (Computermodellierungen) abhängig werden, kann ich leider nicht beantworten. Der (fast) Techniktotalausfall bei der Sehsüchte-Preisverleihung wäre zumindest ein Indiz für die zweite Interpretation. Interessant finde ich, dass in diesem Fall etwa 200 Gäste und im Fall der Vulkanasche offenbar ein paar Million Fluggäste geduldig auf eine Problemlösung warteten. Sind wir in dieser hektischen Welt dankbar für Ruhepunkte, die wir nicht selbst verantworten müssen? Eine Entschleunigung von Zeit, die uns offenbar so guttut, für die wir aber – weil wir ja auf effektive Zeitnutzung trainiert sind – Gott sei Dank andere verantwortlich machen können und da hilft schon mal ein Vulkan in Island oder eine Technikpanne im Thalia. Ein Beispiel scheint meine Vermutung zu bestätigen: Zum Zukunftstag des Landes Brandenburg haben sich an der HFF unter anderem Schüler für einen Schauspielerworkshop angemeldet. Es war für mich überraschend, wie souverän diese Kinder unter der sehr behutsamen Leitung eines Professors der HFF und in Beisein unseres Arbeitsminister Günther Baaske und, was für sie wahrscheinlich viel schlimmer war, unter den Augen von etwa 20 Gleichaltrigen, sich selbst äußerst phantasiereich als Individuum und als Teil eines Teams präsentierten. Da kann ich nur gratulieren.
Unser Autor Dieter Wiedemann ist seit zehn Jahren Präsident der Hochschule für Film und Fernsehen Babelsberg. Er hat zahlreiche Publikationen zu Film und Fernsehen sowie zur Aufarbeitung und Wertung des DEFA-Filmerbes und des DDR- Kinderfernsehens verfasst.
Dieter Wiedemann
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