Landeshauptstadt: „Was Bodenständiges“
Vor zehn Jahren eröffnete Christiane Baerens das Café-Restaurant „Lapis Lazuli“ im Holländischen Viertel
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Innenstadt - Eigentlich ist Christiane Baerens Meteorologin. Sie kann Wetterkarten lesen und Wolkenformen deuten, versteht sich auf Klimamodelle und ihr Spezialgebiet: Sturmfluten an der Ostsee. Aber die gebürtige Mecklenburgerin wollte lieber kochen. „Ich hatte die Nase voll von dem Gequatsche an der Uni“, erzählt sie: „Ich wollte mit Leuten arbeiten, was Bodenständiges.“ Nachdem sie ihre Doktorarbeit abgeschlossen hatte, verabschiedete sie sich aus der Wissenschaft – und eröffnete ein Café im Holländischen Viertel. Jetzt feiert sie mit dem „Lapis Lazuli“ in der Benkertstraße bereits das zehnjährige Bestehen.
Das Jubiläum ist kein Anlass für große Worte, jedenfalls nicht für die 38-Jährige: „Ich mache einfach meine Arbeit und will sie gut machen“, sagt sie und bringt ihre Philosophie in einfachen Worten auf den Punkt: „Ich will einen schönen Ort schaffen, wo sich die Leute wohl fühlen.“ So schön wie der tiefblaue Halbedelstein, nach dem das Café benannt ist. Denn Luxus und Hochglanz sucht man in den einfach eingerichteten hohen Räumen hinter der rostroten Fassade vergeblich. „Am Anfang haben uns die Leute gefragt: Wann kommt der Maler zum Streichen?“, erinnert sich Christiane Baerens. Mittlerweile ist das charmante Café mit den wechselnden Bildern an den Wänden und den gusseisernen Nähmaschinen-Tischen, wo der Koch noch selbst serviert, für viele ein fester Ankerpunkt im Holländischen Viertel geworden.
Gerade an Sommerabenden sind die insgesamt fast 70 Plätze im Café und auf dem Bürgersteig oft voll besetzt, und dann muss es schnell gehen in der kleinen Küche. Mit drei Mitarbeitern wie zur Anfangszeit 1998 kommt das „Lapis Lazuli“ deshalb längst nicht mehr aus. Heute halten insgesamt 20 Leute den Restaurant-Betrieb aufrecht - vier davon fest angestellt. Auch gelernte Köche sind jetzt dabei. Statt Baguettes und Suppen – wie am Anfang – gibt es eine richtige Vollküche: „Einfache Sachen und gute Zutaten“, erklärt Christiane Baerens ihren kulinarischen Grundsatz.
Auch ihr Publikum ist mitgewachsen. Einige Stammgäste aus der Eröffnungszeit besuchen das Café bis heute. „Am Anfang waren es hauptsächlich Studenten“, erzählt Christiane Baerens: „Heute ist das ganz bunt gemischt, es gibt viele internationale Gäste.“ Das liegt auch an der Entwicklung des Holländischen Viertels in den vergangenen zehn Jahren: „Hier ist Leben ins Viertel gekommen, davon profitieren letztlich alle“, meint die Café-Betreiberin, die nach den turbulenten ersten Jahren inzwischen wieder Zeit für ihr Hobby findet: Sie arbeitet an einem Lexikon von Naturwissenschaftlerinnen. Abseits vom akademischen Betrieb recherchiert sie in Bibliotheken und Archiven. „Ein guter Ausgleich“, sagt sie.
Trotzdem gab es auch schwierige Zeiten für das Café, wie im Sommer 2006. Damals wurde das Nachbarhaus restauriert, das „Lapis“ verschwand fast zwischen Baugerüsten und die Gäste blieben aus. „Es stand auf der Kippe, ob ich weitermachen kann oder nicht“, erinnert sich Christiane Baerens. Aber es ist noch einmal gutgegangen.
Die Sache mit den Nähmaschinen-Tischen hat sich übrigens herumgesprochen: „Ich könnte schon doppelt so viele haben“, erzählt Christiane Baerens: „Hier kommen oft ältere Damen vorbei und wollen Nähmaschinen abgeben.“ Aber größer soll das Café nicht werden. Und auch nicht „feiner“, wie die Betreiberin erklärt: „Es soll immer ein Ort bleiben, den sich viele Leute leisten können.“
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