WIEDEMANN bildet: Was ist der Prophet im eigenen Land wert?
Nein, ich meine nicht mich, sondern die Ausbildung unserer Hochschulen. Die drei Potsdamer Hochschulen leisten eine international anerkannte und erfolgreiche Lehre und Forschung und dennoch habe ich das Gefühl, dass sich die Hochschulleitungen ständig dafür rechtfertigen müssen, dass dies auch Geld kostet.
Stand:
Nein, ich meine nicht mich, sondern die Ausbildung unserer Hochschulen. Die drei Potsdamer Hochschulen leisten eine international anerkannte und erfolgreiche Lehre und Forschung und dennoch habe ich das Gefühl, dass sich die Hochschulleitungen ständig dafür rechtfertigen müssen, dass dies auch Geld kostet.
Ich will das am Beispiel der HFF etwas deutlicher machen: In den letzten Wochen wurde unsere Hochschule zum Beispiel von einer Regierungsdelegation der japanischen Provinz Saitama mit dem Gouverneur an der Spitze besucht. Der Gouverneur war an der Arbeit unserer Kinderfilmuniversität interessiert und wünscht eine Kooperation mit dem Medientechnologiezentrum in Saitama. Wir hatten außerdem Gäste von der international renommierten Hochschule in St. Pölten und von der Theaterakademie in Shanghai, angesagt sind Besuche aus Seoul und Tashkent. Wir sind maßgeblich an der Planung einer deutsch-russischen Filmakademie beteiligt und haben derzeit mit mehr als 20 internationalen Hochschulen Vereinbarungen über künstlerische und wissenschaftliche Ausbildungs- und Forschungsprojekte. Unsere Filme laufen auf Festivals auf allen Kontinenten, gewinnen Preise und werden in vielen Staaten auch kommerziell verwertet.
Damit wird nicht nur der Name dieser Stadt, sondern – was mir viel wichtiger ist – es werden Bilder dieser Region in oft sehr emotionaler Weise präsentiert. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Filme weltweit mehr auf diese Region und seine Hochschulangebote neugierig machen als manch teure Imagekampagne. Wir – da schließe ich bewusst alle Brandenburger Hochschulen mit ein – tun sehr viel für die internationale Reputation der Stadt Potsdam und des Landes Brandenburg und werben sehr erfolgreich für den Bildungs-, Kultur- und Medienstandort Potsdam. Wenn allein an einer kleinen Kunst-Hochschule mit etwas mehr als 500 immatrikulierten Studenten weit mehr als zehn Prozent aus dem Ausland und zwar aus fast 40 Nationen – und das nach ziemlich schwierigen Aufnahmeprüfungen - kommen, dann muss das einfach als ein Erfolg für den Bildungs-, Kultur- und Medienstandort gewertet werden.
Sicher, wenn in der nächsten Woche der Nachwuchswissenschaftspreis des Landes Brandenburg verliehen und der Empfang des Oberbürgermeisters für neu berufene Professorinnen und Professoren stattfindet, wird wieder viel Anerkennendes über die Hochschulen und Forschungseinrichtungen in den Festreden gesagt werden. Mir geht es aber mehr um eine Haltung zu Wissenschaft und Forschung im Alltag, beispielsweise bei Haushaltsverhandlungen, Verkehrsplanungen oder bei der Berücksichtigung von differenzierten Ausbildungs- und Forschungsspezifika der drei Potsdamer Hochschulen. Und mir geht es auch darum, dass wir durchaus mehr Stolz und Selbstbewusstsein auf die Leistungen unserer Hochschulen entwickeln könnten.
Das in der Überschrift angedeutete Bibel-Zitat kann ja in Sachen Bildung durchaus neu interpretiert werden.
Unser Autor Dieter Wiedemann ist seit zehn Jahren Präsident der Hochschule für Film und Fernsehen Babelsberg. Er hat zahlreiche Publikationen zu Film und Fernsehen sowie zur Aufarbeitung und Wertung des DEFA-Filmerbes und des DDR- Kinderfernsehens verfasst.
Dieter Wiedemann
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