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Von Hella Dittfeld: „Was lädst du dir hier auf?“

Die Kades bauten das „Restaurant Am Pfingstberg“ auf und feiern jetzt den 20. Geburtstag

Stand:

Kennen Sie das Restaurant mit dem schönsten Sonnenuntergang in Potsdam? Es steht auf dem Pfingstberg und Inhaber Mario Kade wirbt gern mit dem Blick über die Gärten hinein in die Abendsonne. Das allein würde aber garantiert kaum jemand reizen, auf den Berg hinauf zu kraxeln. Dass sich das „Restaurant am Pfingstberg“ einen guten Namen gemacht hat und viele Stammgäste begrüßen kann, war ein Stück harter Arbeit, und man kann es eine beispielhafte Nachwendegeschichte nennen. Denn ohne Wende wäre sicher alles anders gekommen.

Während Irmgard Kade bereits zu DDR-Zeiten Gastronomin mit Leib und Seele war und eine ganze Reihe junger Köche und Kellner ausgebildet hat, unter anderem auch den Starkoch des Hotels Mercure, Michael Häberer, hatte sich Sohn Mario für eine ganz andere Berufssparte entschieden. Er wollte Offset-Drucker werden. Als dann jedoch sein Vater verunglückte und Irmgard Kade 1989 das Spartenheim „Bergauf“ auf dem Pfingstberg angeboten bekam, da war er als Juniorpartner gefragt. Er sagte zu und ging bei seiner Mutter noch einmal in die Lehre. Streng sei die gewesen, erzählt Mario Kade, er habe dadurch aber ein gutes Fundament für die spätere Arbeit bekommen.

Im Juni 1990 pachtete Familie Kade das Spartenheim und begann erst einmal mit der Renovierung. Marschverpflegung für den „Berg“ gab es nur an einem Kiosk. Und Mario Kade erinnert sich daran, dass man noch zwei Monate nach der Währungsreform am 1. Juli 1990 die alten „Ostchips“ als Hartgeld annehmen musste. „Wir hatten dafür eine extra Kasse.“ Wenn Irmgard Kade heute an diese Anfangszeiten zurückdenkt, dann meint sie immer noch erstaunt über ihren Wagemut: „Was lädst du dir hier bloß auf?“ Mit einem Anfangskredit von 30 000 D-Mark zu einem Zinssatz von 15,5 Prozent wurde erst einmal der äußere Zustand des Hauses vom Dach bis zum Fußboden verbessert. Der Kleingartenverein, zu dem ein sehr gutes Verhältnis besteht, steuerte etwas dazu, auch die Familie wurde um Hilfe gebeten.

Doch für eine neue Innenausstattung reichte das Geld nicht. Auch die Erneuerung der Toiletten, Fenster und Türen wurde auf später verschoben. „Mobiliar haben wir uns aus dem Werderaner Hotel ,Melodie’ geholt, dass neu ausstaffiert wurde. Aus einem Ferienlager stammten Küchenherd und Gardinen, die Tischdecken sogar aus einem ehemaligen Russenmagazin. Wir wollten uns so wenig wie möglich verschulden“, sagt Irmgard Kade und der rechengewandte Junior meint: „Erst einmal musste das Geld verdient werden. Wir hatten damals noch zwei Sorten Stühle und vier Sorten Bestecks“, fügt er amüsiert hinzu. Am 4. August 1990 konnte nach dem Umbau dann endlich eröffnet werden. Irmgard Kade zog sich ein Dirndl an und übernahm den Service, Mario wurde als Restaurantchef eingearbeitet und seine Frau stellte sich in die Küche.

Heute tragen die zehn Angestellten und Restaurantchef Mario Kade Livree, Mutter Irmgard hat sich ins Rentnerdasein zurückgezogen, wirft aber immer ein noch ein wachsames Auge auf Service und Küche, wenn sie zur Stippvisite ins Restaurant kommt, und ihr zweiter Sohn René Kade ist zum Stellvertreter des großen Bruders avanciert. Mit weiteren Krediten wurde das Restaurant von Küche bis Kamin erneuert. Und es gibt schon wieder neue Pläne. Eine verglaste Terrasse soll ermöglichen, dass Gesellschaften und schnell entschlossene Besucher gleichzeitig zu ihrem Recht kommen. Mario Kade ist übrigens einer der Initiatoren der Aktion „Potsdamer Gastlichkeit“ und er hat seinen „Pfingstberg“ natürlich von Anfang an testen lassen. 2009 zum Präsidenten des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Land Brandenburg gewählt, hat er diesen Gedanken qualitätsvoller Gastlichkeit nicht nur ins Umland getragen, sondern inzwischen schon deutschlandweit verbreitet. Es gibt also guten Grund 20 Jahre Restaurant am Pfingstberg zu feiern. Zum 40. Geburtstag des Restaurantchefs haben ihn seine Gäste bereits am Montag hochleben lassen.

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