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Landeshauptstadt: Was man verspricht, das hält man Das Ehepaar Wachow feierte 65. Ehejubiläum

Werner Wachow stapft durch den großen Garten, den der 88-Jährige mit seiner ein Jahr jüngeren Frau Ursula bis heute pflegt. 2001 haben sie das Haus gekauft und renoviert und jetzt bauen sie noch einen neuen Eingang und einen Anbau für ein Schlafzimmer im Erdgeschoss.

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Werner Wachow stapft durch den großen Garten, den der 88-Jährige mit seiner ein Jahr jüngeren Frau Ursula bis heute pflegt. 2001 haben sie das Haus gekauft und renoviert und jetzt bauen sie noch einen neuen Eingang und einen Anbau für ein Schlafzimmer im Erdgeschoss. Aktiv wirken sie, Gehhilfen haben und brauchen sie nicht, schließlich stützen sie sich gegenseitig.

Energie haben sie beide, denn wie könnte das Ehepaar sonst am Mittwoch zusammen mit über einem dutzend Familienangehörigen ihren 65. Hochzeitstag feiern? In der Pension „Mark Brandenburg“ in der Heinrich-Mann-Allee schneiden die beiden feierlich die zweistöckige weiß-gelbe Hochzeitstorte mit Marzipan- Rosen an. „Als wir in Rothenburg heirateten, hatte es sieben Wochen lang geregnet. Am Tag der Hochzeit schien dann die Sonne – fast so wie heute“, meint Werner Wachow angesichts des heiteren Wetters nach einigen eher trüben Tagen. Das mag vielleicht ein gutes Omen gewesen sein, denn nach eigenen Angaben habe die Ehe nie eine ernsthafte Krise gehabt. Beide sind gebürtige ‚alte Potsdamer’, seit 1940 kannten sie sich. Direkt nach dem Krieg sind sie in den Westen gegangen, 1945 haben sie geheiratet. „Wir haben in einer Notzeit geheiratet, das schweißt zusammen. Wer sich heute traut, verspricht sich nicht mehr ein Leben lang zusammen zu sein. Wir hatten damals nur eine Aktentasche mit einmal Wäsche zum Wechseln und haben Geschirr oder Schraubgläser von Müllhalden gesammelt“, erinnert sich Werner Wachow, der nach dem Krieg zuerst als Reitlehrer, danach als Berufssoldat arbeitete. Die Hochzeit selber war für damalige Verhältnisse aber gut ausgestattet; dank vieler Beziehungen zu Landwirten gab es sogar Hirschbraten. Vermutlich war es diese Zeit, in der Ursula Wachow ihre Sparsamkeit entwickelte, die es den Wachows 2001 ermöglichte, das Haus, das die Eltern ihres Mannes 1925 in Potsdam gebaut und 1961 verkauft hatten, zurückzukaufen. Fünf Kinder hat Ursula Wachow geboren, vier davon sind verheiratet, und die Ehe hält immer noch. „Toi Toi Toi“, meint ihr Mann.

Während der Feier überreicht die Beigeordnete für Soziales Elona Müller den Jubilaren einen Blumenstrauß und Geschenke. Schon vor fünf Jahren, bei der Diamantenen Hochzeit, hatte sie gratuliert und versprochen: „Zur Eisernen komme ich wieder!“ Nur die Beantwortung der Frage, wie man es schafft, so lange verheiratet zu sein, steht noch aus. Doch die Wachows geben sich bescheiden; den anderen verstehen und auch mal ein Auge zudrücken können, das sei das Wichtigste. Dass eine Nachkriegsehe länger hielte als andere, ist auch nicht der Grund: „Viele, die sich damals getraut haben, haben sich später auch wieder geschieden. Es komme auf den Charakter an. Was man verspricht, das hält man. Heute sieht es ein bisschen anders aus“, meint Werner Wachow. In Zeiten, in denen fast jede dritte Ehe geschieden wird, hat ein solches Jubiläum wahrlich Seltenheitswert. Erik Wenk

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