
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Was Profi-Urlauber wollen
Nach fünfjähriger Pause startet die Stadt eine neue Tourismus-Untersuchung: Im Laufe des Jahres sollen insgesamt 800 Potsdam-Gäste befragt werden – auch nach ihrer Meinung zum Parkeintritt
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Innenstadt - Potsdam hat nicht nur mehr Gäste – die Gäste sind auch kritischer geworden. Das liest die Stadt aus ihren bisher durchgeführten drei Touristenbefragungen heraus. In diesem Jahr plant das Rathaus nach fünfjähriger Pause eine neue Befragung unter den Besuchern der Landeshauptstadt. Davon verspricht sich die Verwaltung Aufschluss über Handlungsbedarf im Tourismusbereich und über das Bild der Stadt. „Wir müssen unsere Kunden kennen“, sagt Stefan Frerichs, Chef der Potsdamer Wirtschaftsförderung, zusammenfassend. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr 2014 vorgestellt werden.
Bereits aus den Vorgängeruntersuchungen aus den Jahren 1999, 2002 und 2007 habe die Stadt wichtige Informationen über die Touristen ziehen können, erläuterte Frerichs am Donnerstag gemeinsam mit Stadtmarketingchefin Sigrid Sommer vor Journalisten. Von 1999 bis 2007 sei etwa der Anteil der Alleinreisenden von mehr als 50 Prozent auf zehn Prozent zurückgegangen. Kamen 1999 lediglich 35 Prozent der Befragten als Urlauber nach Potsdam, waren es 2007 schon 90 Prozent. Demgegenüber stehen „leicht“ negativere Bewertungen unter anderem zur Gastfreundschaft und zur Kinderfreundlichkeit in der Landeshauptstadt.
Für den Wirtschaftsförderchef ist das nicht nur Zeichen für Nachholbedarf, sondern auch für die gestiegene Erwartungshaltung bei den Potsdam-Reisenden. „Das sind Profis geworden“, sagt Frerichs: „Potsdam spielt touristisch inzwischen in einer deutlich höheren Liga.“ Die Stadt müsse sich unter anderem mit Reisezielen wie München, Hamburg oder Barcelona messen lassen.
Wie Potsdam dabei heute in den Augen der Gäste abschneidet, soll die neue Befragung klären. Jeweils 400 Tages- und 400 Übernachtungsgäste sollen im Laufe des Jahres befragt werden. Mit der Befragung, die an verschiedenen Wochentagen, zu verschiedenen Tageszeiten und an verschiedenen touristisch relevanten Orten durchgeführt werden soll, hat die Stadt zwei Honorarkräfte beauftragt. Zudem arbeitet das Rathaus mit dem Potsdam Tourismus Service sowie einem Hamburger Tourismusinstitut zusammen, mit denen bereits die vorigen Untersuchungen geplant wurden.
Trotzdem wird die aktuelle Befragung mit knapp 5000 Euro Kosten wesentlich günstiger als die Vorgänger, für die die Stadt nach eigenen Angaben noch eine fünfstellige Summe ausgegeben hat. Grund ist eine neue Software, die das Rathaus 2012 für die Bürgerbefragung zum Badstandort angeschafft hat. Damit wird die Auswertung der Daten vereinfacht, weil maschinenlesbare Fragebögen verwendet werden können, erläutert Tobias Krol, der in der Statistik-Abteilung für Befragungen zuständig ist.
Der vier- beziehungsweise fünfseitige Touristen-Fragenkatalog, der in Deutsch und Englisch vorbereitet wurde, listet unter anderem Gründe für den Potsdam-Aufenthalt auf, außerdem Erwartungen an das Reiseziel, Details zu Anreise, Unterkunft, besuchten Orten oder ausgegebenem Geld. Auch nach positiven und störenden Eindrücken wird gefragt. Wie in der letzten Befragung erkundigt sich die Stadt zudem nach der Meinung zum freiwilligen Parkeintritt der Schlösserstiftung – der mittlerweile zum Politikum geworden ist: Wie berichtet spricht sich die Tourismusbranche für einen solchen Eintritt zur Finanzierung der Parkpflege aus, Rathaus und Stadtparlament streben dagegen eine Tourismusabgabe an.
2007 war das Votum von Potsdam-Besuchern zum Parkeintritt noch ziemlich eindeutig: Knapp die Hälfte – 48,1 Prozent – zeigte sich nicht bereit, etwas zu zahlen. 37,7 Prozent befürworteten einen Eintritt auf freiwilliger Basis. 13,5 Prozent entschieden sich für einen Pflichteintritt von maximal zwei Euro, verschwindende 0,8 Prozent für einen Preis von maximal fünf Euro.
Insgesamt ist die Zahl der Touristen in der Landeshauptstadt gestiegen und lag 2011 bei 910 000. Mit dem Friedrich-Jahr 2012 könnte Potsdam wie berichtet erstmals die Millionen-Marke bei den Übernachtungen geknackt haben. Die genauen Zahlen werden erst im Februar erwartet, wie Frerichs sagte. Dass sich der Ansturm 2013 ohne einen Magnet wie das Preußenjubiläum wiederholt, hält er für unwahrscheinlich: „Anlässe schaffen Besucherzahlen.“ Die Stadt hat in diesem Jahr erstmals kein Themenjahr ausgerufen, wie Sigrid Sommer erklärte. Man wolle sich bei der Vermarktung künftig auf die drei Bereiche Geschichte, Wissenschaft und Film als die wichtigsten Schwerpunkte konzentrieren. 2013 sind aus Anlass des Jahrestages der Eingemeindung zudem Aktionen in den neuen Ortsteilen geplant. So gebe es ein gemeinsames Buchprojekt mit dem Filmmuseum, bei dem Drehorte im Potsdamer Stadtgebiet vorgestellt werden. Jana Haase
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