Landeshauptstadt: Was war der „Stern von Bethlehem“?
Supernova, Komet oder Planetenbegegnung – die AIP-Astronomen haben mehrere Theorien
Stand:
Ein Stern soll den drei Königen den Weg nach Bethlehem, dem Geburtsort Jesus Christus, geführt haben. So heißt es im Im 2. Kapitel des Matthäus-Evangeliums im Neuen Testament: „Als nun Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem, die sprachen: ,Wo ist der neugeborene König der Juden? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, um ihn anzubeten!’“ Und weiter: „Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er ankam und über dem Ort stillstand, wo das Kind war.“
Doch gab es diesen „Stern von Bethlehem“, den Weihnachtsstern, den „Stern der Weisen“, den „Dreikönigsstern“ wirklich? Am Mittwochabend war Franziska Köckert im Astrophysikalischen Institut Potsdam (AIP) dem „Geheimnis des Weihnachtssterns“ auf der Spur – mit einem ernüchternden Fazit: Keine der gegenwärtig oder schon seit Jahrhunderten diskutierten Theorien überzeugt die Astronomen. Es gebe zu wenige Fakten, die Quellen seien widersprüchlich und der Interpretationsspielraum hoch.
Das Himmelsereignis, das als Weihnachtsstern gelten könne, muss einige Voraussetzungen erfüllen. Er muss in Babylon zu sehen sein, wo die drei Könige oder besser Weise, aufgebrochen sind. Und er muss später auch über dem Ort Bethlehem sichtbar sein. Schön wäre auch, dass kosmische Objekt, hell und sichtbar, bewegt sich am Nachthimmel – und bleibt dann stehen – über dem Geburtsort von Jesus.
Bereits in der Spätantike wurde ein Komet hinter dem sagenumwobenen stellaren Ereignis vermutet. In der Tat sind Kometen anschauliche Phänomene, wie der Komet Hale Bopp 2004 bewies, der auch von Potsdam aus zu sehen war. Erster Vertreter der Kometen-Theorie ist Origines (185 - ca. 253 nach Christus), Vorsteher der Theologenschule von Cäsarea. Und tatsächlich, alte chinesische Quellen berichten Interessantes im möglichen Geburtszeitraum des Messias 8 vor und 1 nach Christus: In den Jahren vier und fünf v. Chr. sei ein Komet 70 Tage lang zu sehen gewesen. „Das könnte passen“, so Franziska Köckert. Aber stehen Kometen nicht für Unglück? Dass passt wiederum nicht zur Geburt eines großen israelischen Königs.
Könnte es eine Nova oder eine Supernova gewesen sein? Chinesische Quellen nennen ein solches Ereignis für 5 v. Chr.. Bei einer Nova wird in einem Doppelsternsystem Masse von einem zum anderen geschleudert, beim Auftreffen leuchtet es stark. „Aber eine Nova bewegt sich nicht“, so die AIP-Forscherin. Eine Supernova tut das zwar auch nicht, ist aber ein sehr helles Ereignis. Franziska Köckert zeigt ein eindrucksvolles Bild von der Explosion eines ausgebrannten Sterns in der Großen Magellanischen Wolke im Jahr 1987 – nur 179 000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Allerdings gibt es keine Quellen, die eine Supernova zur Zeit der Christus-Geburt belegen. Der Astronom Johannes Kepler sah am 9. Oktober 1604 eine Supernova aus seiner Perspektive genau zwischen den sich begegnenden Planeten Jupiter und Saturn. Er vertrat die Ansicht, ein ähnliches Ereignis müsste Christi Geburt begleitet haben.
Aber vielleicht muss der „Stern von Bethlehem“ gar nicht hell sein, vielleicht reicht es aus, wenn es ein astronomisch seltenes Ereignis ist, dass die drei Weisen von Babylon zum Aufbruch bewegt? Gerade die von Kepler gesehene Begegnung (Konjunktion) von Jupiter und Saturn gilt als die noch wahrscheinlichste Möglichkeit. Die Konjunktionstheorie ist nicht reizlos. Werden Jupiter oder Saturn während ihrer Sonnenumkreisung quasi auf der Innenbahn von der Erde überholt, sieht es so aus, als hielten sie in ihrer Flugrichtung inne – blieben also ganz so wie der Weihnachtsstern optisch gesehen stehen – und bewegten sich sogar eine Zeitlang zurück. Es ist so wie beim Überholen eines Autos, das dabei scheinbar auch rückwärts zu fahren scheint. Im Jahre 7 vor Chr. gab es eine Begegnung von Jupiter und Saturn, beide bewegten sich sogar drei Mal optisch rückwärts. Ein ähnliches Phänomen gab es nur 854 Jahre zuvor und ist deshalb ein Jahrtausendereignis. Beide Planeten waren optisch so dicht beieinander, dass sie fast wie ein Objekt wirkten. Das Problem: Matthäus, den Unterschied wohl kennend, berichtete von einem Stern, nicht von Planeten.
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