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Auf der CeBIT geht es vor allem um Aufmerksamkeit, Brandenburg und Berlin wurden gemeinsam sichtbar

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Auf der CeBIT geht es vor allem um Aufmerksamkeit, Brandenburg und Berlin wurden gemeinsam sichtbar Von Dirk Becker Ein wahrlich immenser Aufwand dafür, dass eigentlich kaum etwas zu sehen ist. Auf 26 Ausstellungshallen verteilt, präsentieren sich seit vergangenen Donnerstag über 6000 internationale Anbieter auf der heute zu Ende gehenden CeBIT in Hannover. Darunter auch Brandenburger IT-Unternehmer wie TelcoTech aus Teltow, die Universität und Fachhochschule Potsdam, die hier mit einem ganz neuen Konzept auf sich aufmerksam machen. Die weltgrößte Computerfachmesse stellt, mal mit mehr, mal mit weniger Pomp, die Neuheiten der Branche vor. Hier buhlt der Fortschritt an jedem Stand um die Aufmerksamkeit des Besuchers. Doch der guckt meist nur in die Röhre, denn Softwareentwicklungen bleiben fast immer an den Bildschirm gebunden. Und wenn es dann doch mal neue Geräte zu bestaunen gilt, dann muss man sich schon anstrengen. Denn der Fortschritt in der Mobilfunkbranche besteht vor allem darin, dass die Telefone immer kleiner werden. Als Besucher braucht man Zeit und ausdauernde Beine. Als Aussteller das richtige Konzept, um sich aus der Masse hervorzuheben. Die Platzhirsche im Software- und Mobilfunkrevier, wie Microsoft oder O2, setzen dabei auf Größe und dazugehörige Showeinlagen. Ob laute Diskomusik oder Klassik, das Zielpublikum soll gelockt und unterhalten werden. Doch bleibt dabei allzu oft die Fachinformation auf der Strecke. Und mancher Anbieter hat die alte Grundregel „sex sells“ auch für die Computertechnologie entdeckt. Da wurden junge Damen gesichtet, die mit Laptop in den Händen lasziv auf kleiner Bühne tanzten. Und auch wenn das schön anzuschauen ist, man fragte sich doch, was einem das nun wieder sagen sollte. Die kleinen Unternehmen mit beschränktem Budget versuchten auf ihre Weise die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Mal mit Aktionskünstlern oder auch einem Zauberer. Der versuchte mit diesem seltsamen Trick der drei Ringe, die er mal einzeln, dann wieder in einer Kette in den Händen hielt, das Grundprinzip einer Software zur Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation zu erklären. Nur ein kurzer neugieriger Blick genügte ihm, schon hatte er einen fixiert und legte los. Man ließ ihn einfach reden und nickte gelegentlich, so, als ob man ihn verstünde. Den kurzen Moment nutzend, den er mal zum Luft holen brauchte, empfahl man sich mit einem freundlichen Lächeln und trat schleunigst den Rückzug an. 40 der etwa 200 Brandenburger und Berliner Aussteller haben auf derartige Effekte verzichtet. Auf drei Gemeinschaftsständen haben sie sich als Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg den zahlreichen Besuchern präsentiert. Das Brandenburger Rot mit dem Slogan „We make IT. berlinbrandenburg“ weithin sichtbar über den einzelnen Informationsständen, stellte man sich in dieser Form zum ersten Mal gemeinsam vor. Ein Modell, das Zukunft haben soll. Auf jeder größeren Messe wollen sich Brandenburg und Berlin von nun an gemeinsam präsentieren, denn in dieser schier unübersichtlichen Branche rechnet man sich bessere Chancen im Verbund aus. Darum kam auch Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) nach Hannover, um dem neuen Verbund mit politischer Prominenz mediale Aufmerksamkeit zu verschaffen. Einen ganzen Tag informierte er sich an verschiedenen Ständen. Sein Zeitplan war dabei straff geplant. Wer Glück hatte, konnte zehn Minuten Aufmerksamkeit für sich verbuchen. Dann ging es schon wieder weiter im Eilschritt zum nächsten Termin. Doch die einzelnen Unternehmen und Institutionen gaben sich trotzdem zufrieden. Ob die ausschließlich Berliner Unternehmen am Gemeinschaftsstand Software, ob die Fachhochschule Potsdam im Innovationsbereich oder Teltower Firmen am Stand für Telekommunikation, sich auf der CeBIT gemeinsam präsentieren zu können, davon versprechen sie sich einige Impulse. Irgendwann brummt einem dann doch der Kopf von all dem UMTS, GPRS, VGA-Auflösungen, W-Lan, PTT-Service, den Massen von Megabytes und der ständigen Euphorie über den Fortschritt, der hier wie wild gefeiert wird. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit folgt, schon prallt man mit einem jungen Mann im immer dichter werdenden Gedränge zusammen und ist auf ihn gestoßen: Einen Vertreter der, schon im Vorfeld so arg gescholtenen Spezies der Katalogsammler. Einiges hat man zwar erwartet. Doch was man hier sieht ist wirklich erstaunlich. Drei Mal zählt man nach und tatsächlich, vier große Plastiktaschen hat er über seine Schultern gehängt. Zielstrebig bewegt er sich von Stand zu Stand und sein Interesse gilt nur den bunten Heftchen und Katalogen, die überall kostenlos ausliegen. Was er entdeckt, packt er ein. Böse Blicke der Aussteller interessieren ihn gar nicht. Der Tag ist noch jung aber seine Taschen schon gut gefüllt. Nach längerer Beobachtungszeit fast man sich ein Herz. „Was machen Sie eigentlich mit diesen ganzen Katalogen?“ Nur für einen kurzen Augenblick unterbricht er seine Jagd. Giftiger Blick, drohendes Knurren und dann ein gepresstes „Geht Dich gar nichts an!“. Da hat er recht.

Dirk Becker

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