Landeshauptstadt: Wege zu mehr Offenheit
Tabuthema Sterben beim 10. Hospiztag diskutiert
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In das erste stationäre Hospiz der Landeshauptstadt, das im April öffnete, kamen bislang 28 Todkranke zum Sterben. Doch Christian Schirmer, Leiter der Einrichtung auf Hermannswerder, bedauert, dass die Gäste sich ihm und seinen zehn Mitarbeitern meist erst wenige Stunden oder Tage vor ihrem Tod anvertrauten. In der kurzen Zeit, die den Sterbenden dann noch bleibt, sei es schwer, eine persönliche Beziehung und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. „Doch gerade in der letzten Lebensphase ist dies besonders wichtig, um angstfrei über den Tod zu reden“, sagt der Hospizleiter. Dass die Sterbenden und ihre Angehörigen sich so spät an das Hospiz wendeten, sei ein Zeichen dafür, dass die Gesellschaft das Sterben noch immer nicht als Teil des Lebens empfinde. Schirmer und seine Mitstreiter sehen sich jedoch „auf einem Weg der kleinen Schritte, Offenheit und Gelassenheit bei Angehörigen und Kranken zu etablieren“.
Um „Selbstbestimmung und Fürsorge am Lebensende“ ging es am gestrigen Freitag auch beim 10. Hospiztag, den der Hospiz- und Palliativberatungsdienst Potsdam und die Landesarbeitsgemeinschaft Onkologische Versorgung Brandenburg (Lago) gemeinsam ausrichten. Lago-Chef Bernd Müller-Senftleben brachte die Kernfrage des Tages auf den Punkt: „Sterben muss jeder – aber wie?“ Darin, dass in den letzten Jahren viel für Aufklärung und Enttabuisierung des Themas Tod erreicht worden sei, waren sich die haupt- und ehrenamtlich Pflegenden einig. Als zentrales Element sah Senftleben dabei die Netzwerke, an denen sich auch Krankenkassen und Facharbeitskreise beteiligen.
In ihrem Grußwort zur Jubiläumsveranstaltung lobte Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) das Engagement der Veranstalter: „Es ist eine Erfolgsgeschichte – die Teilnehmer brachten nicht nur Erkenntnisse und Initiativen auf den Weg, sondern bewirkten viel in der Praxis.“ Mit der Palliativklinik im „Bergmann“-Klinikum und der Eröffnung des stationären Hospiz vor zwei Monaten sei die Versorgungskette der Landeshauptstadt nun geschlossen. Auch Heinrich-Daniel Rühmkorf vom brandenburgischen Gesundheitsministerium betonte stellvertretend für Ministerpräsident Mathias Platzeck, den Schirmherren des zehnten Hospiztags, dass im Umgang mit dem Tod viel verändert worden sei. Der Hospiztag diene dabei als „Plattform des fachlichen Austauschs“. Zudem verwies er „mit Stolz auf die gute Versorgungslandschaft Brandenburgs“, das über acht stationäre Hospize mit 1000 ehrenamtlichen Mitarbeitern verfüge.hma
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