Von Jan Kixmüller: Weichenstellung für die Zukünfte
An der Fachhochschule Potsdam wurden drei hochkarätige Gestalter zu Honorarprofessoren benannt, unter ihnen auch VW-Design-Chef Thomas Ingenlath
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Was für eine besondere Woche dies doch sei, sagte Laudator Joseph Hoppe zum eben neu benannten Honorarprofessor der Fachhochschule Potsdam (FH), Lutz Engelke. „Du wirst Professor und Schalke ist im Halbfinale“, so der stellvertretende Direktor des Deutschen Technikmuseums zum Geschäftsführer der renommierten Triad-Agentur. Engelke wurde am Freitag mit zwei weiteren hochkarätigen Gestaltern zum Honorarprofessor der FH benannt: Neben ihm erhielten auch der Leiter des Volkswagen Design Centers Potsdam Thomas Ingenlath und der Architekt und Lichtplaner Volker von Kardorff diese Würde.
Für die FH war es eine Ausnahmesituation, wie Rektor Johannes Vielhaber betonte. Habe man doch noch nie drei Honorarprofessoren gleichzeitig benannt. Er erwartet, dass sie den Fachbereich Design in den kommenden Jahren stark bereichern werden. Der Dekan des Fachbereichs, Professor Rainer Grahn, hatte die Bestellung der drei Professoren im Vorfeld als Meilenstein für sein Fach bezeichnet: „Der hochkarätige personelle Zuwachs aus der Praxis bedeutet für uns eine Weichenstellung für die zukünftigen Forschungs- und Ausbildungsschwerpunkte Transportation Design und Mobilität, Eventdesign und Lighting Design.“ An der FH erhofft man sich von den drei Design-Größen Unterstützung in der Lehre und Möglichkeiten, Projektkooperationen auszubauen. Auch will man die Vermittlung von Praktikanten und Absolventen intensivieren.
Eine Nähe zum 2004 fertig gestellten VW Design Center zumindest besteht schon seit langem. VW sei bereits in den Gründungstagen des Design Centers auf die FH zugekommen, um Kooperationen auszuloten. Was sich mittlerweile auszahlt. Wie Thomas Ingenlath verriet, würden bereits heute zahlreiche Praktikanten und studentischen Hilfskräfte im VW Center arbeiten, auch habe man bereits Absolventen übernommen. Sein Laudator Peter Naumann, der Ingenlath seit Studententagen gut kennt, bezeichnete ihn als Ausnahmeerscheinung und Visionär. Er sei gerade mal drei Jahre bei VW gewesen, da habe er bereits den „Phaeton“ entworfen und dann mit 35 Jahren die neue Linie für Skoda erschaffen. Ingenlath sei eine enorme gestalterische Kapazität, trotzdem besteche er eher durch liebenswürdiges Understatement. So habe er den Freund vom Potsdamer Bahnhof nicht im Luxuswagen, sondern im kleinen Skoda abgeholt.
Zurzeit arbeitet Ingenlath in dem streng nach außen abgeschirmten VW Design Center an Studien für das Ein-Liter-Auto „XL1“. Automobile für den bevorstehenden Paradigmenwechsel zu neuen Antrieben sind gefragt. Ingenlath selbst kündigte an, dass er den FH-Studenten nicht nur Automobildesign beibringen will, sondern auch breiter gestreut den Blick für neue Mobilitätskonzepte zu schärfen versuche.
Mit der Zukunft beschäftigt sich auch Ingenlaths neuer FH-Kollege Lutz Engelke. Wobei er Zukunft nur noch im Plural ausspreche. „Design ist eine Erzählmaschine für die Zukünfte“, sagte er in seinem intelligenten, pointierten und sehr kritischen Redebeitrag, der im eng gefüllten FH-Hörsaal sichtlich Begeisterung hervorrief. Denn er zeigte nicht nur die Potenziale von Design auf, sondern auch die Schattenseiten einer „turbokapitalistischen Entwicklung“. Grenzenloses Wachstum sei ein Irrtum, die Welt werde immer kleiner, Menschsein sei immer auch ein „Design gegen die Natur“. Hier müsse man weiter denken, einerseits die bestehenden Industrien erhalten, anderseits aber auch völlig neue Systeme entwickeln. „Denn es ist fünf vor zwölf auf unserem Planeten.“
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