Landeshauptstadt: Weil die Luft hier so gut ist ...
Historische Wohnanlage „Im Eichenhain“ vor dem Abschluss / Bis 2009 wird der 30 000 Quadratmeter große Park denkmalgerecht wieder hergestellt
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Waldstadt – Einige Zweizimmerwohnungen der Siedlungshäuser zwischen Heinrich-Mann-Allee und Alter Zauche waren zur Erbauungszeit für Lungenkranke vorgesehen. „Weil hier die Luft so gut ist“, sagt Erik Rossnagel, maßgeblicher Mitarbeiter von „Terraplan“. Die Nürnberger Grundstücksgesellschaft hat die ockerfarbenen Häuser in der Drewitzer Straße 3 bis 22 in den vergangenen Monaten saniert und restauriert. Der dritte Bauabschnitt mit 38 Wohnungen wird im September fertig.
Vielleicht ist die Luft heute nicht mehr ganz so unbelastet wie Ende der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als es die Waldstädte, das Industriegebiet und den Schlaatz noch nicht gab. Doch bei einer Besichtigung gibt es immer wieder Erstaunen, wie durchgrünt und abgeschieden das Wohngebiet in der Gabel zweier dicht befahrener Straßen wirkt. Dazu trägt der Baumbestand in einem 30 000 Quadratmeter großen Park bei. „Im Eichenhain“ nennen die Investoren das nun fast vollständig wieder hergestellte unter Denkmalschutz stehende Ensemble. Den Namen „Im Eichenhain“ ließen sie gar als Warenzeichen beim Bundespatentamt eintragen. Demnach müsste es, was kaum zu glauben ist, die einzige Siedlung mit dieser Bezeichnung in Deutschland sein.
Wie Rossnagel mitteilt, werde der Park bis Ende 2009 wieder denkmalgerecht hergestellt. Die sanierten Klinkermauern zwischen den Häusern erhalten dann ihre Pergolen wieder und unter den Eichen entstehen Spiel- und Ruhezonen. Gegen die Aral-Tankstelle am Rande der Siedlung hatte es vor ihrem Bau vergebliche Proteste der damaligen Bewohner gehagelt. Mit ihrem begrünten Dach scheint sie heute weniger störend zu sein als befürchtet.
Die Häuser ließ die Stadt Potsdam in den Jahren 1928/29 und 1933 erbauen. Für die Entwürfe zeichnete vor allem das städtische Hochbauamt mit dem Stadtarchitekten Reinhold Mohr verantwortlich. Zunächst entstanden 106 Kleinstwohnungen, überwiegend Ein- und Zweizimmerwohnungen und als Abschluss das Doppelhaus Nummer 20/21 mit zehn Wohnungen für Lungenkranke.
Trotzdem das äußere Bild der Siedlung bis zur Übernahme durch „Terraplan“ optisch erheblich gelitten hatte, war die Bausubstanz nach Auskunft von Rossnagel „fast vollständig in Originalform erhalten.“ Die Siedlung sei ein „typisches Zeugnis der Potsdamer traditionalistischen Baukunst ohne Einflüsse anderer Stilrichtungen“.
Wie Rossnagel betont, habe er bei der Rekonstruktion der Häuser und des Parks eng mit dem Bereich Denkmalpflege der Stadt zusammengearbeitet. Vieles sei im Original erhalten geblieben und im Detail saniert: Dielenböden, Holzschiebefensterläden, Wärmedämmung mit ockergelbem Kratzputz, rote Klinker, Biberschwanzziegel, historisch getreue Ausmalung der Treppenhäuser.
Aus ursprünglich 106 Kleinstwohnungen entstanden 90 vorwiegend Zwei- und Dreizimmerwohnungen zwischen 43 und 90 Quadratmetern sowie vier Vierzimmerwohnungen zwischen 90 und 100 Quadratmetern.
Wie das Unternehmen mitteilt, seien alle Wohnungen an Eigennutzer und Vermieter verkauft. Viele Mieter, die vorher jahrzehntelang in den Häusern wohnten, hätten die Sanierung mitgemacht. Der Mietpreis betrage zwischen sechs und 7,50 Euro kalt pro Quadratmeter Wohnfläche.
Günter Schenke
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