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Landeshauptstadt: Weinend zusammengebrochen

Abschlussbericht zur Zugentgleisung: Nach Zeugenberichten jetzt Bahn-Schulung

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Abschlussbericht zur Zugentgleisung: Nach Zeugenberichten jetzt Bahn-Schulung Von Nicola Klusemann Die Untersuchung zur Zugentgleisung vom 23. April zwischen den Bahnhöfen Golm und Park Sanssouci seien abgeschlossen, teilte der Deutsche-Bahn-Sprecher Berlin-Brandenburg, Burkhard Ahlert, gestern auf Anfrage mit. Im Widerspruch stehen aber nach wie vor die den PNN neu vorliegenden Zeugenberichte und die Schilderungen von Lokführer sowie Zugbegleiterin des Unglückszuges Regionalbahn 38951. Immerhin werde man den Vorfall zum Anlass nehmen, die Mitarbeiter im Umgang mit Kunden in Notsituationen erneut zu schulen, sagte Ahlert. Der Triebwagen des mit über 20 Fahrgästen besetzten Zuges war am Freitag, dem 23. April, um 16.36 Uhr, kurz hinter einer Weiche bei Tempo 60 km/h aus dem Gleis gesprungen (PNN berichteten). Nach Auskunft der Bahn sei niemand verletzt worden. Eine Version, die die betroffenen Fahrgäste so nicht stehen lassen wollen. Ein Potsdamer Student schreibt, ein Kommilitone habe sich durch den Ruck den Kiefer ausgerenkt und sei noch am Abend deswegen ins Krankenhaus gebracht worden. Er selbst habe so sehr unter Schock gestanden, dass er kurz nach dem Unglück nicht mehr in der Lage gewesen sei, vom Bahnhof Berlin-Alexanderplatz mit dem Rad nach Hause zu fahren. Auf das Fahrrad gestützt und in kleinen Schritten sei er stattdessen nach Hause getippelt; in seiner Wohnung angekommen, sei er weinend zusammengebrochen. „Von einem ausgerenkten Kiefer oder anderen Verletzungen ist uns nichts gemeldet worden“, sagt der Bahnsprecher. Auch bei der Versicherungsabteilung des Unternehmens sei keine Meldung eingegangen. Trotzdem zeigte Ahlert Verständnis für die Reaktionen der Kunden: Natürlich sei das schlimm für jene, die dabei gewesen seien. „Mehr, als uns für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, können wir nicht“, so Ahlert. Aus Sicht der Bahn sei die Entgleisung mit glimpflichem Ausgang kein dramatischer Zwischenfall. Und das Zugpersonal habe sich laut Abschlussbericht korrekt verhalten. Nachdem der Triebwagen entgleist war, habe man die Strecke sofort sperren lassen. Damit die Reisenden den verschlossenen Zug verlassen konnten, habe die Zugbegleiterin nach eigener Aussage die Notentriegelung betätigt. Anschließend habe sie die Fahrgäste über einen Trampelpfad entlang der Gleise zum Bahnhof Park Sanssouci begleitet. Die Augenzeugen berichten das genaue Gegenteil: Man habe lediglich die Aufforderung erhalten, zum nächsten Bahnhof zu laufen, schreibt der Student. Geführt worden sei man jedenfalls nicht. Gleiches bestätigt die Verfasserin eines Briefes, den sie auch an die Kommunikationsabteilung der Deutschen Bahn in Berlin schickte. Alle Fahrgäste, zu denen auch sie gehörte, seien nach der Zugentgleisung auf sich selbst angewiesen gewesen. Das Zugpersonal habe sich nicht danach erkundigt, ob jemand verletzt sei. Auch sei man über das weitere Vorgehen in dieser Situation nicht informiert worden. Es habe keine Begleitung zum nächsten Bahnhof gegeben. „Die Entscheidung nach Park Sanssouci zu laufen, trafen die Fahrgäste selbst.“ Die Widersprüchlichkeiten der Aussagen von Bahnmitarbeitern und Kunden will der Unternehmenssprecher nicht kommentieren: „Ich war nicht dabei.“ Man habe aber die Zeugenberichte in die Untersuchungen einfließen lassen, so Ahlert. Und nehme die Kritik an der Bahn auch sehr ernst. So sei jetzt beschlossen worden, das Personal noch einmal mit Extra-Schulungen auf solche Vorfälle vorzubereiten.

Nicola Klusemann

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