Landeshauptstadt: Weisse Flotte verteidigt Neubau-Pläne
Der Ärger bei Firmenchef Lehmann ist groß. Er kommt den Kritikern aber in einer Frage entgegen
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Innenstadt - In der Debatte um den geplanten Neubau der Weissen Flotte am Neptunbassin im Lustgarten gibt es Bewegung: Das Schifffahrtsunternehmen rückt davon ab, das für ihren geplanten Zweigeschosser vorgesehene Areal kaufen zu müssen. Wie Geschäftsführer Jan Lehmann am Dienstag den PNN auf Anfrage bestätigte, werde die Weisse Flotte noch einmal prüfen, ob statt des Grundstückkaufs auch ein Erbpachtvertrag möglich sei. Zuletzt hatte sogar die Linke, die seit Jahren für die Weisse Flotte kämpft, Bedenken zum Verkauf der städtischen Fläche angemeldet. Anlass ist ein aktueller Parteitagsbeschluss, sich grundsätzlich gegen die Veräußerung kommunaler Grundstücke zu wenden.
Zugleich verteidigte Weisse-Flotte- Chef Lehmann grundsätzlich die umstrittenen Pläne, am Hafen im südlichen Teil des Lustgartens zu bauen. So würde der Neubau die Sichtachsen zwischen Havel und Lustgarten weit weniger beeinträchtigen, als dies die Kritiker des Vorhabens darstellen würden. Dies belege eine neue Grafik (siehe Foto). Ein Verschieben des L-förmigen Neubaus an den Bahndamm am Rand des Lustgartens komme nicht infrage, erklärte Lehmann – vor allem wegen des geplanten Restaurants mit 250 Plätzen. Die Gaststätte benötige den Bezug zum Wasser, sonst werde sich die Vier-Millionen-Euro-Investition nicht lohnen. Zugleich erinnerte er, dass die Stadtverordneten dem Unternehmen eine Standortgarantie für den Hafen gaben – und die Weisse Flotte schon sieben Jahre auf eine Entscheidung warten würde.
Angesichts des Wachstums seiner Firma platze das jetzige Hauptquartier am Hotel Mercure inzwischen aus allen Nähten, sagte Lehmann. Auch würde der Neubau am Neptunbassin zur nötigen Belebung des Lustgartens führen. Kritikern der Neubaupläne unterstellte er, die Weisse Flotte aus dem Stadtbild verdrängen zu wollen. Lehmann machte klar, dass ihn die Debatte der vergangenen Tage verärgert hat: „Soll die Stadt uns doch zurückkaufen und die Flotte wieder runterwirtschaften!“ 1999 war der damals defizitäre städtische Betrieb privatisiert worden, inzwischen schreibt er schwarze Zahlen.
Unterstützung erhielt Lehmann am Dienstag von der SPD. Die Weisse Flotte gehöre in den Hafen, sagte SPD-Chef Mike Schubert. Allerdings kritisierte er das Vorgehen der Stadtverwaltung angesichts der für heute angesetzten Abstimmung über die Neubaupläne in der Stadtverordnetenversammlung. So stehe den Fraktionen noch kein Wertgutachten für das Grundstück zur Verfügung. Schon dieser Umstand mache eine kurzfristige Entscheidung unmöglich, so Schubert. So werden die Pläne voraussichtlich in die zuständigen Fachausschüsse überwiesen.
Zu den Kritikern der Baupläne zählen unter anderem die Grünen und die Potsdamer Demokraten. Auch in der FDP regt sich Widerstand. Er sehe noch viel Gesprächsbedarf zu baulichen und geschäftlichen Fragen, die sich aus den Neubaupläne ergeben, sagte FDP-Fraktionschef Johannes von der Osten-Sacken den PNN. Es müsse etwa geklärt werden, was mit dem Neptunbrunnen passieren solle: „Wird das der Gartenteich vom Flottenstützpunkt?“ Wie berichtet sieht der Förderverein zum Wiederaufbau der Skulpturengruppe „Neptuns Triumph“ im Neptunbrunnen seine Arbeit durch die Baupläne gefährdet. Henri Kramer
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