Landeshauptstadt: Weiter drängen

ATLAS Von Michael Erbach Der jüngste Landeshauptstadtvergleich hat Top-Werte für Potsdam im Ost-Vergleich ermittelt. Zweifellos hat Brandenburgs Landeshauptstadt, gemeinsam mit dem sächsischen Dresden, die besten Entwicklungschancen in Ostdeutschland. Die Potenzen sind da und dort sogar so gut, dass manche Landeshauptstadt in den alten Bundesländern dagegen alt aussieht. Dennoch darf sich niemand von der Statistik täuschen lassen. Denn nach wie vor gibt es ein starkes Ost-West-Gefälle – insbesondere bei den Einnahmen. Während Potsdam am Tropf der Zuwendungsbescheide von Bund und Land hängt, gibt es keine richtige Vorwärtsentwicklung bei den Steuereinnahmen, steigen aber gleichzeitig die Sozialausgaben. Zwar hat Potsdam die geringste Pro-Kopf-Verschuldung aller ostdeutschen Metropolen, doch die geringere Kreditaufnahme ging zu Lasten des Verkaufs von wertvollem städtischem Vermögen. Doch Tafelsilber ist nicht unendlich vorhanden. In diesem Jahr wird der Potsdamer Haushalt ein Rekorddefizit erreichen, das kommende Jahr dürfte mindestens genauso problematisch werden, weil Einnahmen und Ausgaben – trotz Sparbemühungen – in keinem Verhältnis mehr stehen. Erst ab 2005 sind Verbesserungen zu erwarten, wenn die Reformen auf Bundesebene hoffentlich greifen. Da sowohl Wirtschaftskraft wie auch Kaufkraft im Osten weiter schlechter sein werden als im Westen, werden Potsdam und die anderen Ost-Metropolen auch künftig maßgeblich von Schlüsselzuweisungen abhängig bleiben. Kein Wunder also, dass Potsdam weiter auf Verbesserungen drängen wird – trotz der vergleichsweise guten Werte. Das ist kein Jammern auf hohem Niveau, sondern eine klare Aufforderung zum Handeln.